Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

534 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
bemächtigen. Solchen Gedanken durfte sich ein siegreicher General in 
Spanien hingeben, da in diesem Lande die schauerlichste Anarchie herr- 
schend wurde. Die Wuth der Karlisten und Christinos stieg aufs 
höchste; gefangene Karlisten wurden in Barcelona und andern Städten 
von Volkshaufen förmlich abgeschlachtet, das christinische Militär beschul- 
digte da und dort seine Anführer der Verrätherei und ermordete die 
Generale Eskalera, Sarsfield, Gonzalez und andere; die Garde zu 
Madrid verweigerte den Ausmarsch, so lange die Regentin kein anderes 
Ministerium einsetze, fast in allen Städten bildeten sich unabhängige 
Juntas und verlangten die Konstitution von 1812. Die Kortes und 
die Regentin verweigerten dieselbe so lange sie konnten, weil dem Kö- 
nige Louls Philipp eine spanische Verfassung, die den Thron wirklich 
mit republikanischen Institutionen umgeben hätte, wie sie die Linke in 
der Deputiertenkammer für Frankreich zu fordern nicht aufhörte, im 
höchsten Grade mißfallen mußte. Christine glaubte für diesen Wider= 
stand die oft erbetene bewaffnete Intervention Frankreichs zu erhalten, 
in welcher Hoffnung sie sich aber getäuscht sah, denn Louis Philipp 
wollte die nordischen Mächte weder durch eine förmliche Intervention 
beleidigen, noch wollte er Spanien okkupieren und dieser stolzen, gegen 
die Fremden so eifersücbtigen Nation ein Weiberregiment aufzwingen. 
Ein revolutionärer Handstreich nöthigte endlich die Regentin die Kon- 
stitution von 1812 anzunehmen; sie befand sich mit Munoz in dem 
Lustschlosse la Granja, als ein Milltäraufstand, der ursprünglich dem 
Herrn Munoz galt, sie so hart bedrohte, daß sie eine Deputation von 
zwölf Unteroffizieren annehmen und in alles willigen mußte (13. August 
1836). Aufstände und Mordthaten gingen der Scene zu la Granja 
voran und folgten ihr nach; die einberufenen konstituierenden Kortes 
aber modificlerten (1837) die Charte von 1812 dahin, daß sie das ge- 
treue Abbild der französischen von 1830 war; sie hoben auch den Zehnten 
au,, desgleichen alle Mönchsklöster und die dotierten Ritterorden, wodurch 
jedoch der Finanznoth nicht im mindesten abgeholfen wurde. 
Der Sommer des Jahres 1837 wurde dessenungeachtet für Don 
Karlos verhängnißvoll; anfangs Mat schlugen sich die Karlisten bei 
St. Sebastian, Hernani und Irun in mörderischen Kämpfen mit Exvans, 
und da dieser von den christinischen Generalen schlecht oder gar nicht 
unterstützt wurde, ging er mit der englischen Legion, deren Kapitulations- 
zeit gerade abgelaufen war, nach England zurück. Jetzt wagte Don 
Karlos den entscheidenden Zug nach Madrid;z ein Korps unter Zareq- 
tegui und Guergue ging bei Miranda über den Ebro, drang in Alt- 
kastilien vor und besetzte am 24. August Segovia;z fast gleichzeitig brach 
Don Karlos selbst mit 20,000 Mann Kerntruppen auf, siegte am 
24. Mai bei Hueska über den christinischen General Iribarren, der
	        
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