Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

548 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
fremden Kriegsschiffen schloßen (so lange die Pforte in keinem Kriege 
begriffen wäre; Rußland entsagte damals dem Vertrage von Hunkiar 
Chalessi von 1833, durch welchen die Pforte sich verpflichtete, die Dar- 
danellen den nicht russischen Krlegsschiffen zu schließen). Damit war die 
erste Phase der ortentalischen Frage abgelaufen, in welcher Minister Thiers 
Frankreich weder eine kluge, noch eine ehrenvolle Rolle spielen ließ, indem 
er den Prätensionen Mehemet Alis nicht zeitig Einhalt gebot, dann Frank- 
reich für ihn in Harnisch brachte, ohne jedoch den Kampf zu wagen. 
Die kriegerische Stimmung der Franzosen benutzte Louis Philipp 
dazu, daß er durch die Kammern die Befestigung von Paris votie- 
ren und sogleich beginnen ließ. Früher wollten die Deputierten und die 
Pariser von detachierten Forts um Paris nichts wissen, sie nannten die- 
selben „Bastillen“ und die Natlonalgarde empfing bei einer Revue den 
König mit dem Rufe: à bas les forts! (nieder mit den Forts!), als 
aber Thiers Miene machte, als wolle er mit ganz Europa anbinden, 
fand man nicht bloß die Forts, sondern duch die Umwallung von ganz 
Paris vortrefflich; die ungeheuren Werke wurden in ungefähr fünf Jah- 
ren ausgeführt und Paris kann sich jetzt rühmen, daß seit Babylons 
Zeit keine Hauptstadt wie es befestigt gewesen ist. Nichtsdestoweniger 
folgte der orientalischen Frage ein Schatten, der Louis Philipps Regie- 
rung verdunkelte; während man ihn in Europa den Napoleon des Frie- 
dens betitelte, hieß seine Politik bel den Franzosen selbst „la paix à 
tout prix“, das System des Friedens um jeden Preis, selbst den der 
Ehre Frankreichs. Zwar schien es, als ob Frankreichs Einfluß in Aegyp- 
ten wieder gelte, als einige Jähre darauf Ibrahim Pascha einen Besuch 
in Paris machte, aber derselbe ging auch nach London und bewunderte 
dort die Zeughäufer in Woolwich und die englischen Kriegshäfen mehr 
als die Besatzung von Paris, die ihm zu Ehren ausgerückt war. 
Die Absichten der Engländer auf Aegypten zeigten sich indessen un- 
verkennbar; schon 1836 hatten sie die Insel Sokotora vor dem Ein- 
gange in den arabischen Meerbusen besetzt (soll später wieder aufgegeben 
worden sein), 1838 kauften sie Aden, den Schlüssel des arabischen 
Meerbusens, von einem Häuptling, dem die Stadt nicht gehörte, und 
nahmen sie 1839 mit Gewalt, als die dortigen Araber sich nicht gut- 
willig fügen wollten. England war es auch, das die Räumung Ara- 
biens durch Mehemet Ali durchsetzte, obwohl Arabien nie die Herrschaft 
des Sultans anerkannt und Mehemet Ali den ketzerischen Wechabiten 
(Wahabis) die heiligen Orte Mekka und Medina entrissen hatte, so 
daß rechtgläubige Muselmänner wieder die vorgeschriebenen Wallfahrten 
verrichten konnten. Aber Mehemet Ali hatte noch mehr gethan, er 
hatte die Küste Yemen mit den Handelsplätzen Mokka und Hodeida, 
selbst den größeren Theil des Hedschas und Nedschid erobert; 1839
	        
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