Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

552 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
ländern in ein freundschaftliches Verhältniß, erlaubte ihren Missionären 
die Anlegung von Schulen und einer Buchdruckerei, baute sich eine Re- 
sidenz, Tananariva, kaufte Kanonen und Flinten, so daß auch die Made- 
gassen (mala#ischen Stammes) in die Reihe der civilisierten Nationen 
einzutreten schienen. Nach seinem Tode (1828) erschwerte seine Wittwe 
und Nachfolgerin (wahrscheinlich auch seine Mörderin) den Verkehr mit 
den Weißen, verbot 1835 die Annahme des Christenthums bei Todes- 
strafe, ebenso jeden Verkehr mit den Europäern. Weder Engländer 
noch Franzosen waren jedoch geneigt sich aus jenen Gewässern zurück- 
zuziehen und letztere besetzten 1843 die Insel Mayote zwischen Mada- 
gaskar und der Küste Mozambique, die in Friedenszelten als Station 
für die Kauffahrer dienen mag, im Falle eines Kriegs mit England 
aber einen wohl gelegenen Schlupfwinkel für die Kaper abgäbe, die im 
indischen Ocean den englischen Ostindienfahrern auflauern wollten. Doch 
störte die französische Besitznahme von Mayote das gute Einvernehmen 
mit England nicht und Louis Philipp bemühte sich dasselbe wieder auf- 
zufrischen. Die Königin von Madagaskar gerleth mit den Engländern, 
die sich nicht ausschließen lassen wollten, zuletzt in erklärte Feindschaft, 
und die Franzosen unterstützten die englische Erpeditlon als Bundesge- 
nossen, erhielten aber damit ihren redlichen Anthell an der Schlappe, 
die 1845 die Madegassen den gelandeten Truppen beibrachten. 
Diese unglückliche Kooperation mit den Engländern erschlen um 
so mehr sonderbar, als gerade zu jener Zeit eine gegenseitige Span- 
nung wegen australischer Inseln obwaltete. England hat bekanntlich 
den ganzen australischen Erdtheil gleichsam in Beschlag genommen; 
verhinderte es ja selbst auf den Chataminseln eine deutsche Ansiedelung, 
die in neuester Zeit eine Gesellschaft in Hamburg unternehmen wollte, 
weil diese Inselu britisches Eigenthum seien, um wie viel mißfälliger mußte 
es ihnen sein, als sich Franzosen in Oceanien festsetzten. Sie versuchten 
dies durch eine Privatunternehmung auf Neuseeland, worauf England 
1840 Neuseeland als britische Kolonie erklärte und damit einen Strich 
durch die französische Berechnung machte. Indessen wollte Frankreich ein 
für allemal in Oceanien einige Haltpunkte haben, besetzte daher 1842 die 
Marquesas= oder Mendanainseln, und der Admiral Dupetit Thouars 
unterwarf bald darauf auch die Gesellschaftsinseln der französischen Ober- 
herrschaft. Ueber diese herrschte dem Namen nach die Königin-Wittwe 
Pomare, ein dem Trunke ergebenes Weib, in der That aber regierten die 
englischen Missionäre, auf deren Antrieb Pomare die katholischen Missionäre 
1836 fortwies. Schon 1838 wurde sie von Dupetit Thouars genöthigt, 
diese Maßregel zurückzjunehmen und er benuutzte die Unzufriedenheit der 
Häuptlinge mit der Königin dazu, dieselben ein Gesuch an den König 
von Frankreich einreichen zu lassen, daß er Otaheitl unter seinen Schutz
	        
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