Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

554 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
waffenfähige Mannschaft keinen Pardon erhielt und alles, was geplündert 
und weggeführt werden konnte, mitgenommen wurde, was sich aber dazu 
nicht eignete, in Flammen aufgehen oder auf andere Weise der Vernichtung 
anheimfallen mußte. Abdelkader glaubte anfangs seinen Gegner durch 
Kreuz= und Querzüge ermüden zu können und ließ ihm spöttisch sagen: 
„Du streifst durch das Land wie die Schwalbe über das Wasser; wie 
sie dann und wann an der Oberfläche desselben die Flügel netzt, aber 
immer in ihr Nest zurückkehrt, so kannst du da und dort dich kurze Zeit 
niederlassen, wirst aber immer wieder abzlehen müssen." Der Araber 
sollte jedoch bald einsehen, daß Bugeaud über zahlreichere Streitkräfte 
verfüge als sein Vorgänger und der Krieg eine andere Bedeutung an- 
genommen habe; Bugeaud besegtzte und befestigte alle gutgelegenen Plätze, 
verproviantierte dieselben auf eine bestimmte Zeit und während die Be- 
satzungen durch Rhazzias die benachbarten feindlichen Stämme zur Ver- 
zweiflung brachten, wurde Abdelkader selbst immer weiter gegen Westen 
gedrängt und durch die Kette der von den Franzosen besetzten Plätze und 
die zwischen denselben agierenden Kolonnen gehindert sich ostwärts in den 
Rücken der ihn gegen Marokko drängenden Korps zu werfen. Am 23. 
Januar 1842 nahmen diese Tlemsen, und als Abdelkader am 29. April 
einen Angriff wagte, wurde er von General Bedeau geschlagen und 
flüchtete über die marokkanische Gränze, wo er mit seiner tapfern Schaar 
bei den unabhängigen Stämmen gastliche Aufnahme fand, obwohl der 
Sultan Mulei von Marokko es sehr ungerne sah, weil voraussichtlich 
Verwickelungen mit Frankreich die Folge sein mußten. Die meisten ara- 
bischen Stämme in Algerien unterwarfen sich nach Abdelkaders Flucht, 
harrten indessen der vom Propheten verheißenen Stunde, wo ein Held 
des Islam erscheinen und die Christen vernichten würde; die Kabylen 
aber (die Nachkommen der eigentlichen Ureimvohner Nordafrikas, der 
Numidier und Mauretanier) im Gebirge, arme, abgehärtete und sehr 
kriegerische Stämme, wurden jetzt unruhiger, weil die französische Herr- 
schaft ihnen unmittelbar in die Nähe rückte. Doch griffen sie so wenig 
als vorher die arabischen Stämme gemeinschaftlich zu den Waffen und 
wurden, wenn sie sich aus dem Gebirge herauswagten, jedesmal ge- 
schlagen, am härtesten den 19. und 20. September von Changarnier 
bei Milianah. Der Krieg wurde gegen sie auf die gleiche schonungs- 
lose Weise wie gegen die Araber geführt; ihre Hütten wurden angezün- 
det, die Feigenwälder, eine Hauptnahrungsquelle für sie, niedergebrannt 
oder niedergehauen, jeder Anbau vertilgt, so daß ein so getroffener ka- 
bylischer Stamm verhungern oder von seinen verschont gebliebenen Nach- 
barn ernährt werden mußte. Im Januar 1843 kehrte Abdelkader zurück, 
aber schon im Mat wurde seine Smalah (Familie, Verwandtschaft, die 
auserlesenen Diener) von dem Herzoge von Aumale, dem vierten Sohne
	        
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