Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Revolntionen und Auffstaͤnde in der europaͤischen Tuͤrkei. 559 
Neunzehntes Kapitel. 
Die Revolntionen unbd Aufstände in der eunrozäischen 
Türkei. 
Die Aufstände und Revolutionen, welche der Februarrevolution zu 
Paris Bahn machten, waren sehr verschtedenen Ursprungs und keines- 
wegs durchgängig die Ausgeburten des Prinzips, welches Rousseau am 
eindringlichsten gepredigt und die erste französische Revolution durchgeführt 
hatte; aber es pflegt bei allen Revolutionen zu geschehen, däß sich neben 
den andern Parteien auch eine republikanische bildet und wohl auch einige 
Zeit den Meister spielt, was fast nicht anders sein kann, wenn alle 
Elemente der Bevölkerung (Bauern, Städtebürger, Proletarter, Militär, 
Adel) aufgewühlt und zum Kampfe gerufen werden. So hat z. B. der 
Streit Dom Pedros und Dom Miguels um die portugiesische Krone die 
Bevölkerung Portugals entzweit und als Pedros Tochter Marla nur 
durch fremde Hilfe und die Parteinahme der Militärchefs sowie der grö- 
ßeren Städte auf den Thron gelangte, so wurde dieser eben dadurch 
von dem fremden Einflusse, den Militärchefs und den größeren Städten 
abhängig und dadurch allein jene Reihe von Rovolutionen möglich, die 
man als Spektakelstücke anschauen müßte, wenn sie nicht für den sittli- 
chen und materiellen Zustand des Königreichs von so traurigen Fol- 
gen gewesen wären. Hätte in Spanien Ferdinand VII. nicht zu Gun- 
sten seiner Tochter Isabella das Erbfolgerecht umgeworfen, so wäre nie 
der Erbfolgekrieg zwischen Isabella und Don Karlos ausgebrochen, in 
welchem Isabella nur siegte, indem sie die Partei zu Hilfe rief, von 
der die Revolution des Jahres 1850 ausgegangen war. Diese bemächtigte 
sich mit leichter Mühe der Gewalt, entzweite sich aber selbst wieder, er- 
füllte das Land mit fortrauernder Unruhe, machte dasselbe zu einem 
Kampfplatze französischen und englischen Einflusses, so daß das große 
Spanien aus der Reihe der maßgebenden Nationen für mehr als ein 
Jahrzehnt verschwand. 
Wie die iberische Halbinsel im Westen, so ist im Osten Europas 
die Türkei der Schauplatz von Revolutionen und Unruhen und ebenso 
das kleine Griechenland. Der griechische Aufstand von 1821 hatte mit 
französischen Revolutionsideen von ferne nichts zu schaffen; es war die 
Erhebung einer unterdrückten christlichen Bevölkerung gegen ihre nicht- 
christlichen Herren, welche kein anderes Recht als das des Schwerts 
hatten; die europäischen Großmächte verurtheilten aber 1822 den Auf- 
stand der Griechen, und erst als ein großer Theil derselben vertilgt war, 
nahmen sich England, Frankreich und Rußland des Ueberrestes an und 
vernichteten ohne Noth die türkische Seemacht. Sie machten Griechen-
	        
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