Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Revolutionen und Aufstände in der enropaͤischen Tüͤrkei. 561 
lution 1848 vom Baume fiel. (Seitdem haben die Fürstenthümer be- 
kanntlich die Stellung Serbiens und einstweilige Union errungen.) 
Die Träume oder Plane der dacischen Partei in den beiden Hospo- 
dariaten scheinen wie das Spinngewebe, das man den fliegenden Som- 
mer nennt, sich nicht ganz auf ihre Geburtsstätte beschränkt zu haben, 
doch blieben sie ohne sichtbare Einwirkung auf den Gang der Dinge jen- 
seits der Gränze, und noch weniger Bedeutung hatten die wiederkehren- 
den Unruhen der muselmännischen Albanesen oder Arnauten, die von 
den türkischen Pascha noch jedesmal durch Gewalt und Hinterlist be- 
zwungen wurden. Die Häuptlinge der Albanesen gewähren bei ihrer 
gegenseitigen Feindschaft und ihrer Geldgier den Pascha ein leichtes 
Spiel; sind einige Köpfe gefallen, so ist wieder Ruhe und die Pforte 
kann gegen Sold so viele dieser irregulären Krieger anwerben, als sie 
für gut findet, lauft aber freilich Gefahr, daß dieselben auf türkischem 
Boden ihr räuberisches Gelüsten befriedigen und sich um großherrliche 
Befehle erst bekümmern, wenn dieselben von einer gehörigen Anzahl re- 
gulärer Truppen Nachdruck erhalten. 
So geschah es z. B. 1841 in Bulgarien. Die Bulgaren haben 
das Lob treuer, mäßiger und fleißiger Leute, welche nicht nur zum Acker- 
bau, sondern auch zu der Industrie und dem Handel viel Neigung und 
Geschick zeigen, aber unkriegerisch sind; sie bewohnen nicht bloß die nach 
ihnen benannte Provinz, sondern haben sich südwärts bis gegen Thessa- 
lien und Epirus ausgebreitet. In dem russisch-türkischen Kriege von 
1828 und 29 zeigten sich für die Russen keine besondern Sympathieen 
und verhielten sich auch nach dem Kriege ruhig; 1836 jedoch, als in 
Bosnien und Türkisch-Kroatien vereinzelte Aufstände stattfanden, hörte 
man auch von Unruhen in Bulgarien, welche jedoch von keiner Bedeu- 
tung sein konnten, denn sie waren bald verschollen und wahrscheinlich nur 
die Folge einzelner Gewaltthaten, die sich der eine oder andere Türke 
erlaubte. Planmäßig angelegt scheint jedoch ein bulgarischer Aufstand 
im Jahre 1841 gewesen zu sein, möglicherweise war er eine verspätete 
Folge der Einverständnisse, die Mehemet Ali von Aegypten gegen den 
Sultan auf dessen europäischem Gebiete angesponnen oder veranlaßt hatte. 
Einige bulgarische Bezirke griffen zu den Waffen, es genügten aber we- 
nige Bataillone Arnauten zur Unterdrückung des Aufstandes, die hierauf 
nach altem Brauche so lange mordeten und plünderten, bis sie durch 
reguläres türkisches Militär zu einer andern Bestimmung abgeführt wur- 
den. Damals erschien ein poetischer Aufruf der Bulgaren an das christ- 
liche Europa, was den Verdacht wenigstens entschuldigt, der Aufstand 
sei eine fremde Machination gewesen, um die öffentliche Meinung Euro- 
pas gegen die Türken wieder aufzustacheln, denn die Katastrophe von 
Navarin so gut als der russisch-türkische Krieg von 1828/29 wären un- 
Bumaller, Neue Zeit. 6. Aufl. 36
	        
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