Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

562 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
möglich gewesen, wenn die Stimmung der christlichen Völker durch den grie- 
chischen Aufstand gegen die Türken nicht so abgesagt feindselig gewesen wäre. 
Die westlichen Nachbarn der Bulgaren, die Serben, sind um so 
kriegerischer und haben sich seit 1804 eine fast unabhängige Stellung 
errungen. Sie sind slavischen Stammes, von schönem und kräftigem 
Körperbaue, der Rest jenes Volkes, das sich seit dem neunten Jahrhun- 
dert im Norden des byzantinischen Reiches ausbreitete, die byzantinische 
Herrschaft abschüttelte und sich nach 1337 eines großen Theiles von 
Makedonien und Illyrien bemächtigte. Wahrscheinlich hätte die serbische 
Dynastie ihren Thron noch in Konstantinopel aufgeschlagen, wenn die 
osmanischen Türken nicht so frühe über den Hellespont gegangen wären; 
diesen unterlag der Fürst der uneinigen Serben, Lazar, 1389 auf dem 
Amselfelde bei Kossowaz Sultan Bajazet theilte das Land unter Va- 
sallenfürsten, die sich bald an die Ungarn, bald an die Türken auschloßen, 
bis Mohammed II. 1459 über Serbien herstürzte, die meisten vor- 
nehmen Familien ausrottete und über 200,000 Einwohner fortschleppte 
(damals flüchteten Schaaren von Serben auf ungarischen Boden, wo 
deren Nachkommen sich sehr ausgebreitet haben). Serbien wurde tür- 
kische Provinz unter einem Pascha zu Belgrad; die Serben mußten die 
Städte größtentheil räumen und sich in die Gebirgsthäler zurückziehen, 
wo sie als Ackerbauer und vorzugsweise als Hirten lebten, jedoch manch- 
mal von türkischen Erpressern heimgesucht wurden. Die Siege des Prin- 
zen Eugen entrissen der Pforte den größten Theil Serbiens, aber nur 
bis 1739 durfte es unter dem kaiserlichen Scepter leben, der Friede von 
Belgrad stellte es wieder unter Pascha und Janitscharen. Die Zügel- 
losigkeit dieser Soldateska führte zuerst zu einem Krieg des Pascha von 
Belgrad, der seine Provinz nicht durch andere plündern lassen wollte, 
gegen den Pascha von Widdin, der die Janitscharen beschützte, bei wel- 
cher Gelegenheit sich auch die Serben bewaffneten, und als die Pforte 
die Janitscharen, welche den Pascha von Belgrad ermordeten, gewähren 
ließ, so erhoben sich die Serben 1804 unter Czerny Georg und ver- 
trieben die Soldateska fast aus dem ganzen Lande. Der Krieg dauerte, 
von einzelnen Waffenstillständen unterbrochen, bis zum Frieden von Bu- 
karest (1812) fort, im Ganzen zu Gunsten der Serben, besonders als 
auch Rußland, dessen Hilfe die Serben schon 1804 angerufen hatten, 
die Türken bedrängte. Als nach dem Frieden die Pforte mit gewohnter 
Hinterlist den abgeschlossenen Vertrag in vielen Stücken nicht halten wollte 
und das offene Land mit Janitscharen und Arnauten überschwemmte, als 
Czerny Georg mit den meisten Häuptlingen keinen Widerstand wagte und 
auf österreichisches Gebiet flüchtete, warf sich Milosch Obrenowitsch 
in das Gebirge und errang an der Spitze von 10,000 Bewaffneten für 
Serbien billige Bedingungen der Unterwerfung, für sich selbst die Würde
	        
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