582 Die neue Revolutionsperiode.
zerstörten 1843 die Druckerei der Simplonzeitung, so daß Moritz Bar-
mann, der 1840 an der Spitze des Unterwallis stand, in seiner Schrift
„Die Gegenrevolution im Wallis im Mai 1844“ selbst gestehen muß:
„die Angriffe auf das Eigenthum, die Verletzungen des Hausrechts, die
öffentlichen Störungen, die heftigen Reden, die unmoralischen Lieder, die
Verirrungen der Presse öffneten eine weite Bresche in den Verschan-
zungen der guten Sache und trugen viel zu dem Triumphe des Obsku-
rantismus bei.“ Die Kantonalwahlen von 1843 fielen zu Ungunsten
der sog. freisinnigen Partei aus, indem zwei Zehnten im Unterwallis,
Entremont und St. Maurice, auf Seite des Oberwallis traten, das
nach Barmanns ausdrücklichem Geständniß durch keine Wahlumtriebe und
Parteileidenschaften erschüttert wurde, sondern einfach wie früher seine
konservativen Repräsentanten nach Sitten schickte. In Folge der Wahlen
nahmen die Störungen der öffentlichen Ruhe zu, die Truppenzusammen-
ziehungen und die Piketstellungen wurden zur förmlichen Landplage, end-
lich wurde von dem Landrathe die Mobilmachung aller Milizen beschlossen,
jedoch bald wieder eingestellt und der Regierung ein Kriegsrath bei-
gegeben. Es hieß im August 1843, ein Theil der Milizen des Zehnten
Siders wolle mit 1000 Freiwilligen der „alten Schweiz“ auf Sitten
marschieren, worauf sich eine Kolonne der jungen Schweiz aus dem
Unterwallis in Bewegung setzte, aber wieder heimkehrte, da sich jenes
Gerücht als ein falsches zeigte. Der Winter brachte einige Beruhigung,
die Feier des 1. Aprils aber, des Siegestages von 1840, entzündete
die Leidenschaft auss neue; bei Gelegenheit derselben wurde das Ko-
mité von Martinach eingesetzt mit der Aufgabe: „alle Liberalen für
die Sache des Fortschritts zu vereinigen; die schnellsten und wirksamsten
Maßregeln zu ergreifen und, wenn es sein müsse, mit bewaffneter
Hand jeden Angriff auf die Rechte des Volks zurückzuschlagen; auf die
Wiederherstellung des Vertrauens unter allen Bürgern bedacht zu sein
und die Kenntniß sowie die Ausführung der demokratischen Grundsätze
dem Volke verständlich zu machen“. Diese Sprache war deutlich genug,
wenn sich die junge Schweiz auch nicht noch unumwundener erklärt hätte,
aber es fehlte die nöthige Macht, weil sich ein. beträchtlicher Theil der
Liberalen gegen das Treiben der jungen Schweiz erklärte. Neue Stö-
rungen der Ruhe veranlaßten die Regierung bei dem Vororte Luzern die
Piketstellung von etlichen eidgenössischen Batatllonen zu verlangen, was
derselbe bereitwillig zusagte; dagegen schleuderte das Martinacher Komité
eine öffentliche Adresse an die Regierung unter das Volk und brauchte
in derselben auch die Ausdrücke Meineid und Verrath. Der Große Rath
erklärte sich nun entschieden gegen das Komité, das unter diesem Namen
eine förmliche Gegenregierung zu bilden versuchte, und er bereitete ein
Dekret vor, das alle bewaffnete und militärisch organisierte Vereine