Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Unruhen im Wallis. 583 
auflösen sollte. Am 12. Mai hatte das Komité in der oben erwähnten 
Adresse die Regierung, welche vom Vorort die Piketstellung erbeten hatte, 
geradezu bedroht, indem es verkündete: „die eidgenössischen Truppen 
werden nicht in das Wallis einrücken, weil die, welche ihren Marsch 
verlangten, in diesem Augenblicke den Abgrund überschaut haben, der 
sich unter ihren Füßen öffnen würde; aber die außerordentliche Versamm- 
lung des Großen Raths, das Einrücken eines bewaffneten Bataillons 
in Sitten, die Diskretierung der Simplonstraße, die Vergeudung der 
Staatsgelder, die Gefährdung der öffentlichen Ruhe — das sind That- 
sachen, ernst genug, um die Aufmerksamkelt der Patrioten zu fesseln. 
In der Unmäöglichkeit, jetzt schon die Dinge in ihrem wahren Lichte zu 
würdigen, wird das Komité nicht voreilig darüber urtheilen; es beschränkt 
sich seine Mitbürger zu mahnen, gegen die Falle, die ihnen von den 
Feinden des Vaterlandes und des Fortschritts gestellt wird, auf ihrer 
Hut zu sein. Sich jeder Aufreizung, jeder strafbaren Handlung zu ent- 
halten, aber sich im Stillen vorzubereiten, um den Meineid und den 
Verrath zur Rechenschaft zu ziehen, das ist die Pflicht der guten Bürger.“ 
M. Barmann, der diese Proklamatlon des Komités als Präsident unter- 
zeichnete, beklagte sich in seiner oben angeführten Schrift bitter über die 
Taktik der Gegenpartei; nach einer solchen Kriegserklärung, die freilich 
erst bei günstiger Gelegenheit den rechten Nachdruck erhalten sollte, findet 
er es verrätherisch, daß die Gegenpartei vom 13. bis 17. Mal die Frei- 
willigen aus ihren Zehnten zu den Waffen rief und sich dabei auf einen 
Beschluß des Großen Raths berlef, während Barmann erst vom 17./18. 
die Seinigen aus den untersten Zehnten in Bewegung setzte. In der 
Sitzung vom 17. wurden im Großen Rathe energische Maßregeln be- 
antragt, aber nicht mehr beschlossen, denn am 18. standen die Kolonnen 
aus dem obern und untern Wallis berelts in der Nähe von Sitten; 
die Regierung gebot beiden Halt, aber die Oberwalliser zogen dessen- 
ungeachtet in Sitten ein, worauf Barmann nach Ardon zurückging, 
um die nachrückenden Unterwalliser an sich zu ziehen, was am 19. wäh- 
rend eines Plänklerfeuers geschah, das indessen wenig Schaden that. 
Barmann sah sich jedoch schon theilweise umgangen und zog sich am 
20. und 21. die Rhone abwärts über Martinach zurück, wurde aber an 
der Brücke des Trient (eines Nebenflusses der Rhone) von dem Landsturm 
des Zehnten Entremont angegriffen und seine Leute nach kurzem Kampfe, 
der sie 15 Todte und 20 Verwundete kostete, vollständig zersprengt. So 
endete die sog. Gegenrevolution im Wallis; nicht das Oberwallis führte 
den Hauptschlag, sondern das Unterwallis selbst, namentlich der Zehnten 
Entremont, es ist daher auch gänzlich falsch, wenn man diesen Kampf 
als einen zwischen dem französischen und deutschen Elemente darstellt; 
im Grunde war er das Widerstreben einer katholischen Landbevölkerung
	        
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