Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

598 Die neue Revolutionsperiode. 
hieß es; wer dies behaupte, sei ein Lügner, aber die Mitglieder eines 
Ordens, der wegen seiner Gefährlichkeit im vorigen Jahrhundert von 
dem Papste selbst aufgehoben worden sei, der kein Vaterland habe und 
also auch keines lieben könne, der die Bekämpfung der Protestanten als 
seine Hauptaufgabe erkläre und deßwegen in ein paritätisches Land den 
Unfrieden bringen müsse, den werde man nicht an einem schweizerischen 
Vororte dulden. Ebenso wenig seien die Rechte der einzelnen Kantone 
gefährdet, der Sonderbund aber müsse aufgehoben sein, denn er ver- 
nichte die Einheit der Eidgenossenschaft, bedrohe deren Zukunft, stelle 
den innern Frieden unaufhörlich in Frage, biete dem Auslande Gelegen- 
heit zur Einmischung in schweizerische Angelegenheiten und könne einmal 
den Untergang der Eidgenossenschaft herbetführen. Zugleich wurde der 
Sonderbund und der Vorort Luzern in bundesbrüderlichster Weise auf- 
gefordert, das bundeswidrige Bündniß aufzugeben und um des Friedens 
willen die Jefuiten zu entlassen. Diese Sprache blieb nicht ohne Wir- 
kung; als im Herbste die Tagsatzung das bewaffnete Einschreiten gegen 
den Sonderbund beschloß, stellten sich nicht nur die Milizen der refor- 
mierten Kantone bereitwillig, sondern es marschierten auch die der ka- 
tholischen Kantone Tessin und Solothurn, die katholischen Milizen aus 
St. Gallen, Thurgau, Aargau, Baselland, aus dem bernischen Jura, 
und wir wüßten nicht, daß ein einziger katholischer Feldpater seinen 
Dienst für den Sonderbundskrieg versagt hätte. Der Krieg nahm auch 
einen unerwartet raschen Verlauf. Oberst Dufour aus Genf (geboren 
1787), der als Genieoffizier unter Napoleon gedient hatte, führte das 
Oberkommando über die eidgenössische Armee, welche der des Sonder= 
bundes um das Dreifache überlegen war, umwickelte in vorsichtiger 
Aufstellung denselben vollständig, übte seine Milizen einige Wochen im 
Felddienste und marschierte dann gegen das isolierte Freiburg, das nach 
kurzem Widerstande am 14. November kapitulierte. Am 21. November 
ergab sich Zug ohne Widerstand und nach einem Gefechte bei Gislikon 
Luzern am 24., gegen das Ochsenbein mit einer Division durch das 
Entlibuch auch von der andern Seite anrückte, am 25. Schwyz und 
Unterwalden, am 26. Uri und 29. Wallis. Die Häupter des Sonder= 
bundes hatten sich sämmtlich wie die Jesulten durch die Flucht retten 
können. Die Tagsatzung hielt die unterworfenen Kantone noch einige 
Zeit lang okkupiert, setzte in Luzern und Freiburg die Herrschaft der 
Steigerschen und Schallerschen Partei ein, während im Wallis die ent- 
sprechende Veränderung vor sich ging, und belegte endlich die Sonder= 
bundskantone mit der Bezahlung der Kriegskosten, erlaubte ihnen jedoch 
sich an den Schuldigen schadlos zu halten, d. h. reiche Private und 
Stifte zu brandschatzen. Das Jahr darauf kam die neue Bundesver- 
fassung zu Stande, die der nordamertkanischen in den meisten Stücken
	        
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