Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

606 Die neue Revolutionsperiode. 
seiner Gewalt zu haben schien, am 13. Juli 1842 den Tod gefunden 
hatte. Dessen Sohn, der Graf von Paris, war damals noch nicht 
ganz vier Jahre alt, es war also kaum zu hoffen, daß Louis Philipp 
noch die Volljährigkeit dieses seines Enkels und Nachfolgers erleben 
werde; der für den Fall, daß der König früher sterben sollte, als der 
Graf von Paris regierungsfähig wäre, zum Regenten bestimmte zweite 
Sohn des Königs, der Herzog von Nemours, war nicht populär und 
wurde als der aristokratischen Partei geneigt bezeichnet, was mit den 
andern Umständen dazu beitrug, die Hoffnungen und Kämpfe der Par- 
teien neu zu beleben. Die Republikaner hatten nichts zu erwarten, wenn 
der dritte Stand und sein Repräsentant, die Deputiertenkammer, der 
Regierung des Königs nicht selbst Schwierigkeiten bereitete und ihnen 
Gelegenheit zu einem Handstreiche gab. Daran ließ es aber die Kam- 
mer nicht lange fehlen; sie ärgerte sich zuerst darüber, daß die Univer- 
sität, durch welche der dritte Stand die Bildung der Nation beherrschen 
wollte, wie er durch die Kammer deren Politik bestimmte, ihr Monopol 
des Unterrichts durch die Institute der Geistlichkeit, namentlich des 
Jesuitenordens, täglich mehr gefährdet sah. Es gab nämlich (und gibt 
noch) in Frankreich viele Familien in den höhern und mittleren Ständen, 
welche an der aller religiösen Grundlage gänzlich entbehrenden Bildung, 
wie sie von der Universität ausgeht (von welcher die Fähigkeitszeugnisse 
und somit die Anstellung der Lehrer, sowie die zum Gebrauche in den 
Instituten bestimmten Lehrbücher abhiengen), kein Gefallen fanden und 
ihre Knaben und Jünglinge lieber klerikalen Instituten anvertrauten, 
in welchen die Erziehung derselben überwacht und geleitet und die Re- 
ligion der Väter nicht als der Vergangenheit angehörig betrachtet wurde. 
Wie die Deputiertenkammer unter der Restauration nicht ruhte, bis die 
Sekundarschulen der Jesuiten geschlossen waren, so drängte sie auch 
unter Louils Philipp so lange, bis der General der Jesuiten, ohne 
Zweifel von der französischen Regierung um diesen Ausweg angegan- 
gen, 1845 die Jesuiten aus Frankreich zurückrief. Die Vorgänge im 
Kanton Wallis figurierten bei dieser Gelegenheit in der Kammer als 
Beweis für das der Freihelt und dem Fortschritte feindselige Wesen 
des Ordens, und Herr Thiers überraschte mit seiner Detailkenntniß der 
Walliser Verhältnisse, die er freilich ganz einfach und ausschließlich aus 
der Denkschrift des M. Barmann entnommen hatte. Da die Regierung 
nachgab, so konnte man ihr mit der Anschuldigung des Jesuitismus 
nicht nachhaltig beikommen, deßwegen mußte die Opposition in der Kam- 
mer andere Mittel ausfindig machen, wenn die persönliche Regierung des 
Königs, der keine Minister duldete, die nicht nach seinem Sinne handel- 
ten, der Macht ihrer Partei Platz machen sollte. Es wollte aber nicht 
gelingen, die Majorität der Deputiertenkammer hielt bei dem Ministerium
	        
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