Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

52 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
und Stände zu den Maßnahmen des Regenten etwas zu sagen haben, 
so lange kann er weder das Geld noch das Blut seiner Völker zu Zwecken 
seiner Herrschaft benutzen und eben darum keine Universalmonarchie er- 
richten. Karl konnte mit seiner Herrschaft über so viele Nationen kaum 
das Gebiet dieser Nationen vertheidigen. Auf dem Mittelmeere schwärm- 
ten Seeräuberflotten, die seiner Seemacht genug zu thun gaben. Die 
Moriskos in Spanien waren noch so zahlreich und feindlich, daß der 
türkische Sultan Selim II., welcher Kypern (1570) wegnahm, zwischen 
dieser Unternehmung und einer Erpedition gegen Spanien schwankte; 
Algier und Marokko waren damals noch bedeutende Mächte und An- 
haltspunkte für einen Zug des Halbmonds gegen Spanien. Von Osten 
her drohten die osmanischen Türken, damals die erste Militärmacht der 
Welt, deren ernstliche Bekämpfung die ganze Macht Deutschlands in 
Anspruch genommen hätte, und im Westen stand Frankreich, dessen un- 
umschränkt gebietender König alle Kräfte seines Landes zur Verfügung 
hatte. So lange Karl Spanien, Burgund, einen Theil von Oberitalien 
und Neapel, Deutschland mit Oesterreich beherrschte, gelang es ihm mit 
Mühe, die Franzosen und Türken von Eroberungen über Deutschland 
abzuhalten; als seine Hand das Stener nicht mehr hielt, machten die 
Türken Fortschritte und eroberten die Franzosen von Burgund und 
Deutschland ein Stück nach dem andern, und bedrohen seitdem die noch 
deutschen Rheinlande sowie Belgien. An der Ostsee wurde das deutsche 
Ordensland Preußen eln von Polen abhängiges Herzogthum, Kurland, 
Livland und Esthland gingen verloren. Lübeck und die wendischen 
Städte verloren durch einen unglücklichen Krieg von 1534—1536 gegen 
Schweden und Dänemark ihre Herrschaft über das baltische Meer an die 
Skandinavier, die seitdem sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern 
strebten. Die Zeit nach Karl ist die beste Rechtfertigung für ihn selbst. 
Das Koncil von Trient (1545 — 1563). 
Das Koncil wurde von den Protestanten nicht anerkannt, und sie 
hatten insofern Recht, als sie dadurch erklärten, sie seien keine Katholiken 
und wollten auch keine werden; ungereimt aber war ihre Berufung auf 
ein nichtpäpstliches und freies d. h. unkirchliches Koncil. Es war daher 
von Trient auch keine Vereinigung mit den von der Kirche Getrennten 
zu erwarten, das Koncil mußte im Gegentheile die Lehren der katholi- 
schen Kirche denen der Reformatoren so bestimmt und unterschicden als 
nur möglich gegenüberstellen; da gab es keinen Mittelweg, und insofern 
ist es wahr, daß die Kluft zwischen Katholiken und Protestanten durch 
das Koncil noch weiter geöffnet wurde, wenn es nämlich eine Kluft 
öffnen heißt, indem deren Weite und Tiefe sichtbar gemacht wird. Das 
Koncil wandte sich aber ebenso kräftig gegen die vielfachen Mißbräuche,
	        
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