Der 13. Maͤrz zu Wien und sein Gefolge 2c. 637
12. und 13. September hatte die Hauptstadt wieder ihre Unruhen; der
Sicherheitsausschuß, den eine konstituierende Reichsversammlung mit
Ehren nicht dulden konnte, erschien wieder, und nach diesen Vorberei-
tungen gaben die Agenten Mazzinis und Kossuths das Zeichen zum
Beginne eines ernsteren Schauspiels. Am 5. und 6. Oktober sollten
Truppen nach Ungarn abgehen; ein Theil derselben verweigerte, aufge-
hetzt und berauscht, der Ordre Folge zu geben, widersetzte sich den treuen
Soldaten mit Gewalt und fand bei dem Pöbel bereite Unterstützung.
Der Aufstand war also glücklich in Gang gebracht und gog sich in die
innere Stadt; der alte General Latour, der Kriegsminister, der den
Truppenmarsch nach Ungarn angeordnet hatte, wurde als Verräther auf-
gesucht, von der Wache nicht pflichtmäßig geschützt, grausam ermordet
und noch als Leiche kanibalisch mißhandelt. Auch das Zeughaus wurde
genommen und die Waffenvorräthe dem Pöbel in die Hand gegeben;
der General Auersperg verließ mit den Soldaten die Stadt und nahm
seine Stellung im Belvedere, dem von Prinz Eugen erbauten Schlosse.
Dieser 6. Oktober war aber Kossuth und Konsorten zu gut gelungen;
er machte allem Schwanken und Transigieren ein Ende, die Revolution
hatte den Kampf auf Leben und Tod thatsächlich eröffnet, er mußte jetzt
angenommen werden. Am 7. ging der Kaiser von Schönbrunn nach
Olmütz in Mähren, erklärte in einer Proklamation seinen festen Ent-
schluß, der Revolution in Wien und Ungarn ein Ende zu machen und
die Mörder seiner treuen Diener Lamberg und Latour zu strafen und
forderte alle treuen Oesterreicher auf, sich um ihren Kaiser zu schaaren.
Am 16. Oktober gab er dem Marschall Fürsten Windischgrätz den
Oberbefehl über die Armee, welche gegen Wien beordert wurde; dieser
vereinigte sich vor der Stadt mit Auersperg und Jellachich und verlangte
von Wien unbedingte Unterwerfung, allgemeine Entwaffnung, Sperrung
der Aula, Stellung von Geiseln und Auslieferung der Rädelsführer.
Er erhielt eine abschlägsge Antwort, wie zu erwarten war, denn die
Stadt enthielt so viele fremde und einheimische Schuldige, daß die
bessere Bürgerschaft längst terrorisiert war; von einer Transaktion aber,
welche die Grundlage zum Wiederanfangen des Unwesens abgegeben
hätte, wollte der Fürst nichts wissen. Am 24. Oktober begannen die
Operationen, bis zum 28. waren die Vorstädte genommen, am 30.
wurde das ungarische Korps, bei dem sich Kossuth persönlich,
jedoch nicht zum Fechten, eingefunden hatte, bei Schwechat geschlagen,
am 31. das Bungthor erstürmt und die Truppen waren Herren der
Stadt. Viele fremde und einheimische Wühler waren schon geflohen
oder warteten versteckt auf Gelegenheit zur Flucht; von den gefan-
genen wurden einzelne zum warnenden Erempel erschossen, unter ihnen
Robert Blum, der sich als Mitglied des Frankfurter Parlaments für