Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Reformation außer Deutschland. Kalvin in Genf. 53 
welche in die Kirche eingedrungen waren; es erließ die trefflichsten Ver- 
ordnungen zur Hebung der Geistlichkeit, zur Wiederherstellung der Kir- 
chenzucht und ist dadurch zu einer wahren Leuchte für die Kirche gewor- 
den. Es ist auch anerkannt, daß die katholische Kirche nach dem Koncil 
einen ganz neuen Aufschwung genommen hat; so bewirkte also gerade 
die Reformation eine neue und sehr nothwendige Erhebung der Kirche. 
Achtes Kapitel. 
Die Reformation außer Deutschlauk. 
Ralvin in Gens (1536—1564). 
Das uralte Genf, neben Lyon und Vienne eine der ehemaligen 
Hauptstädte Burgunds, kam unter Konrad II. mit Burgund an das 
deutsche Reich, und wie in Deutschland alle Bischöfe landesherrliche 
Rechte erhielten, indem die Kaiser in den geistlichen Fürsten eine Stütze 
gegen die weltlichen suchten, so erwarb auch der Genfer Bischof fürstliche 
Rechte, und damit war der Samen der Zwietracht zwischen Stadt und 
Bischof ausgestreut. Der benachbarte Bischof von Lausanne, dessen 
Sprengel sich über Freiburg in das Aarthal bis Bem erstreckte, hatte 
dasselbe Glück; er wurde ein Fürst, und die Stadt war nun in bestän- 
diger Versuchung, ihrem geistlichen Herrn ein Recht nach dem andern 
zu entringen. So lange das Haus Savoyen über das Waadtland und 
das untere Wallis gebot, hatten die beiden Bischöfe au ihm einen Schutz- 
herrn gegen die Freiheitsgelüste der Städter, wie der Bischof im walli- 
sischen Sion gegen die unruhigen Thalleute; aber dieser Schutz drohte 
beständig mit einem Umschlage in Oberherrschaft und verfeindete die 
Bischöfe mit dem Volke, das in ihnen die Schützlinge des verhaßten Sa- 
voyens sah. Durch den Burgunderkrieg der Schweizer (1474 bis 
1477) änderte sich die ganze politische Lage der Dinge; die Schwelzer 
drangen siegreich bis über Genf vor, Unterwallis wurde von den obern 
Thalleuten Savoyen entrissen und Berns Uebergewicht in jenem Theile 
Burgunds war enutschieden; diese Stadt aber dachte an Eroberungen, 
denn noch war ihr kriegerischer Geist ungebrochen und die Staatenver- 
hältnisse Europas nicht der Art geordnet, daß derselben unübersteigliche 
Schranken für ihre immerhin nur mäßigen Streitkräfte entgegengestellt 
waren, um so weniger, als Savoyen durch Frankreichs Kriege um die 
Herrschaft Italiens in eine gefährliche Mitleidenschaft gezogen wurde. 
Der Wendepunkt trat mit dem Uebertritte Berns zur Reformation ein; 
im Jahre 1536, als Franz I. gegen Karl V. den Krieg um Mailand 
erneuert hatte, rief Genf die Berner um Hilfe gegen den Herzog von
	        
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