648 Die neue NRevolutionsperiode.
Genua, und drohte ihm die Krone vom Haupte zu reißen, wenn er
nicht abermals gegen Oesterreich auszog. Begann Garibaldi den Krieg
gegen Oesterreich auch nur mit Proklamatlonen und Märschen, so wie-
derhallte Genug und Turin von dem Geschrei nach Krieg „gegen die
Barbaren“, und die vielen tausend Flüchtlinge, welche nach der Kapi-
tulatton von Matjland dem geschlagenen Heere nach Piemont gefolgt
waren, drohten gegen den König das Aeußerste zu wagen. Sein Mi-
nister Gioberti wollte zwar in Toskana und im Kirchenstaate durch
ein sardinisches Korps unter Alfonso de la Marmora intervenieren, aber
er mußte den Gedanken und sein Ministerium aufgeben, denn wie konn-
ten die Truppen des Beschützers der italtenischen Revolution gegen italie-
nische Revolutionäre einschreiten? Auf Krieg hatte Karl Albert unauf-
hörlich gesonnen: das bewiesen seine umfassenden Rüstungen, das Verbleiben
seiner Kriegsschiffe im adrtatischen Meere, die Ausübung der politischen
Rechte sardinischer Unterthanen, welche er den lombardischen Flüchtlingen
gestattete, seine Werbungen um französischen und englischen Beistand —
aber er hätte den Krieg gerne noch einige Zeit verschoben, um ihn desto
besser gerüstet zu unternehmen. Nach der Republikanisierung Roms und
Toskanas mußte er losschlagen, wenn er die gefährlichsten Waffen der
ttalienischen Revolution nicht gegen seine Person gekehrt sehen wollte;
deßwegen kündigte er den Waffenstillstand am 12. März auf, was
die österreichische Armee mit dem größten Jubel begrüßte. Sie war
nicht so stark wie die piemontesische (es mögen 60,000 gegen 80,000
Mann operiert haben), aber erfüllt von dem heißen Verlangen, dem sar-
dinischen Könige eine Lektion zu geben, die es ihm für alle Zukunft
verleide, sich zum ungerechten Angriffe gegen den Kalser zu stellen; sie
war voll Vertrauen auf ihren Feldherrn, wohl ausgerüstet und in jeder
Bezlehung auf den Krieg vorbereitet. Karl Albert wollte mit der Haupt-
macht vom Ticino geradewegs auf Mailand losgehen und auf beiden
Flanken des österreichischen Heeres, das er, von Radetzkys Bewegungen
und den Berichten unkundiger Spione getäuscht, auf dem Rückzug nach
der Adda glaubte, durch detaschierte Korps eine großartige Insur-
rektion bewirken. Aber der alte Feldmarschall überschritt am 20. den
untern Tessin zu Pavia und an anderen Punkten und stand in der
rechten Flanke des Feindes, bevor sich dieser nur befinnen konnte, wie
es zugegangen sei. Karl Albert mußte umkehren und konnte nur durch
eine gewonnene Schlacht seinem Gegner den Marsch nach Turin ver-
wehren. Die einleitenden Treffen fielen aber für die Sardinier sehr
unglücklich aus; bei Mortara schlug Felrzeugmeister d’Aspre zwei
piemontesische Divisionen vollständig auf das Haupt (21. März), am
gleichen Tage trieb Feldmarschalllleutenant Wohlgemuth ein feindliches
Korps nach Vigevano zurück, wo der polnische General Chrza-