Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Einzug der Franzosen in Rom. 651 
punkt in Oberitalien verloren, denn Genua, das sich nach der Schlacht 
von Novara empört und die Republik ausgerufen hatte, war von de 
la Marmora am 4. April erstürmt worden; die elfrigsten Republikaner 
und Fremden schifften sich nach Rom ein, wo damals das revolutlonäre 
Banner noch hoch wehte. 
Einzug der Franzosen in Rom. 
Es geschah wohl viel mehr aus Elfersucht gegen Oesterreich, das 
jedenfalls Garlbaldi und Mazzint auch aus Rom vertrieben hätte, als 
aus Sympathieen für Pius IX., daß der Präsident Louis Napoleon 
eine französische Expedition nach dem Kirchenstaate schickte, welche am 
5. April in Civita Vecchia landete. Der Kommandant derselben, Ge- 
neral Oudinot, führte aufangs gegen die Römer keine entschieden feind- 
selige Sprache und nahm ungefähr die Rolle eines bewaffneten Vermitt- 
lers an; allein die französischen Truppen, welche ohne weiteres in die 
Stadt einziehen wollten, wurden mit Flintenschüssen empfangen und ihr 
förmlicher Angriff tapfer abgeschlagen. Nlcht besser fielen neue Stürme 
am 30. April und 3. Juni aus, Oudinot mußte Rom regelmäßig be- 
lagern und that dies aus Schonung gegen die Monumente auf der 
stärksten Seite der Stadt. Garibaldi leitete die Vertheldlgung mit 
Geschick und Entschlossenhett, zuletzt mußte er jedoch die Unmöglichkeit eines 
längern Widerstandes einsehen und zog mit 4000 Mann fort, die Fran- 
zosen aber besetzten am 5. Juli Rom, nachdem sich das diktatorische Trium- 
virat der römischen Republik (Mazzini, Saffi, Armellint) entfernt 
hatte. Garibaldi wandte sich zuerst gegen die Abruzzen, als er aber 
den erwarteten Anhang nicht fand, gegen Toskana, wich den verfolgen- 
den Franzosen und Oesterreichern durch geschickte Wendungen aus, bis er 
von den letztern erreicht und geschlagen wurde, jedoch selbst entkam. Aus 
den Resten seiner Truppe, sowie anderer Freischaaren bildeten sich Räu- 
berbanden, die besonders den Kirchenstaat beunruhigten, bis Franzosen 
und Oesterreicher dem Unwesen durch das Standrecht ein Ende machten. 
Pius IX. kehrte erst am 12. April 1850 in die undankbare Stadt 
zurück, wo sich die Franzosen festsetzten und die Engelsburg zu einem 
bedeutenden Waffenplatze umschufen; der milde, väterliche Pius IX. mußte 
nun sein Volk mit Strenge regieren, das durch seine verbrecherische 
Schwärmerei dem Kirchenstaate unsäglichen Schaden zugefügt hat, dessen 
Heilung lange Zeit erfordern wird. 
Im Hochsommer 1849 war demnach die Revolution in Italien 
durch österreichische und französische Waffen niedergeworfen; es war dies 
ein Glück für Italien, insofern es durch den Sieg der Revolution zum 
Schauplatz unendlicher Bürgerkriege und wahrscheinlich wie 1799 zum 
Kampfplatze der europätschen Großmächte geworden wäre.
	        
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