Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

674 Die neue Revolutionsperiode. 
Russisch-türkischer Krieg. 
Stellung Desterreichs und der Westmächte. 
Eine türkische Armee hatte sich bereits an der Donau aufgestellt, 
in Schumla und Varna, welche Waffenplätze stärker befestigt wurden, 
sammelten sich beträchtliche Streitkräfte, eine ägyptische und tunesische 
Flottille brachte zwei Korps afrikanischer Moslemin auf den Kampfplatz; 
Ende Oktobers endlich warf die englisch-französische Flotte mit ihren 
3000 Feuerschlünden im Bosporus Anker. Am 1. November erschien 
auch das russische Kriegsmanifest, in welchem der Kaiser betheuerte, daß 
er von der Türkei nichts Unbilliges verlangt habe, daß er, obwohl her- 
ausgefordert, keinen Angriffskrieg führen, aber die Unterdrückung seiner 
Glaubensgenossen in der Türkei nie dulden werde. Das russische Volk 
antwortete dem Kriegsrufe seines Herrschers mit Begeisterung, denn es 
glaubt sich von der Vorsehung dazu bestimmt, die von den Türken ge- 
knechteten Christen zu befreien und in Europa wie in Asien den Sieg 
des Christenthums über den Islam zu erkämpfen; der Krieg gegen die 
Türkei erschien ihm deßwegen als ein heilliger Krieg und es vernahm 
mit Erbitterung, daß Engländer und Franzosen den Türken Beistand 
leisten, die Deutschen aber wenigstens nicht auf Seite Rußlands stehen 
werden, durch welches sie nach russischer Anschauung doch 1813 aus 
der Gewalt Napoleons errettet wurden. « 
Das eigentliche Drama des Kriegs wurde von den Türken eröff- 
net, und zwar in Asien durch die Ueberrumpelung des Forts St. Niko- 
laus unweit Batum (in Transkaukasien); mehrere türkische Heeresab- 
theilungen überschritten die Gränze des russischen Transkaukasiens, wurden 
aber nach den ersten unbedeutenden Erfolgen von Orbelian bei Ka- 
raklis (14. Nov.), von Andronikow bei Atzkur (19. Nov.) und 
Achalzik (26. Nov.), entscheidend von Bebutow bei Ughusli (1. Dez.) 
geschlagen, so daß sie von jetzt an in Asien auf die Defensive beschränkt 
waren. An der Donau führte Omer Pascha den Krieg mit großer 
Geschicklichkeit; schon am 17. Oktober besetzte er eine Donauinsel zwischen 
Widdin und Kalafat, wenige Tage darauf Kalafat selbst, das er mit 
einem weiten Gürtel starker Schanzen umgab und zum Stützpunkt eines 
beträchtlichen Armeekorps machte, welches den russischen Feldherrn ver- 
hinderte, direkt in der Richtung gegen Serbien zu operieren. Am 
2. November setzte sich eine türkische Abtheilung auf walachischem Boden 
bei Oltenitza an der Mündung des Ardschisch in die Donau fest, 
verschanzte sich eilig und schlug einige Tage darauf den Angriff des 
Generals Dannenberg mit großem Verluste zurück, räumte jedoch 
diese Stellung bald wieder und Omer Pascha behauptete auf dem linken 
Donauufer nur Kalafat. Am 30. November verloren die Türken da-
	        
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