Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

686 Die neue Revolutionsperiode. 
während er gegen Balaklawa und gegen die Belagerungsarbeiten der 
Franzosen starke Demonstrationen anordnete. Die Russen überraschten 
die Engländer und obgleich sich diese (16,000 Mann gegen 28,000) 
mit der größten Entschlossenheit vertheidigten, so gewannen die Russen 
doch allmählig die Oberhand, als um 11 Uhr der französische General 
Bosquet mit seiner Dinvision herbeieilte und die Russen zum Rück- 
zuge zwang, den sie unbelästigt und in bester Ordnung vollzogen. 
Diese Schlacht (nach Inkerman im Tschernajathale genannt, von wo 
ein Theil der Russen gegen die Anhöhen stürmte) kostete die Engländer 
an Todten und Verwundeten 2590 Mann, die Russen 8760, die 
Franzosen 1726; letztere pflegen indessen ihren Verlust immer zu nieder 
anzugeben, was auch bei dieser Gelegenheit der Fall zu sein scheint, 
indem die Russen bei ihrem gleichzeitigen Ausfalle gegen die Belage- 
rungswerke der Franzosen 15 Geschütze vernagelten, endlich zurückgewor- 
feen und bis an die Wälle verfolgt wurden, dann aber ihrerseits wieder 
die Franzosen kräftig abwiesen. 
An eine Eroberung Sebastopols durften die Verbündeten vorerst 
gar nicht mehr denken, das hatte die mit Noth gewonnene Vertheidi- 
gungsschlacht bewiesen, indessen setzten auch die Russen ihre Angriffe 
nicht fort, sondern verstärkten ihre Festungswerke, indem sie wahrschein- 
lich die Wirkung eines taurischen Winters auf die Verbündeten ab- 
warten wollten. Diese war furchtbar genug, weil man sich in Paris 
und London zu spät von der Nothwendigkeit eines Winterfeldzugs 
überzeugt hatte und darum auch die nöthigen Vorbereitungen nicht 
zur rechten Zeit machte. Die Soldaten lagerten unter leinenen Zelten 
(die hölzernen Hütten kamen zu spät an), in welchen sie bei Unwetter 
geringen Schutz fanden, wenn sie durchnäßt aus den kothigen Lauf- 
gräben zurückkehrten; für die Kranken und Verwundeten waren keine 
zureichenden Hospitäler errichtet worden, daher sie in die am Bosporus 
von den Türken eingeräumten Gebäude transportiert wurden, wo die 
nöthigen Vorkehrungen gleich falls nur sehr mangelhaft getroffen waren. 
Die Franzosen litten im ganzen weniger als die Engländer, denn sie 
hatten von der Kamieschbai im Herbst schon eine praktikable Straße 
in ihr Lager gebaut und besaßen eine wohlorganisierte Verwaltung; 
die Engländer dagegen stellten im Herbste keine Straße von ihrem 
Lager nach Balaklawa her (im Frühjahr aber dafür eine Eisenbahn), 
deßwegen litten die Truppen an allem Mangel, weil die Herbeischaf- 
fung der auf den Schiffen nach Balaklawa gebrachten Vorräthe zu viel 
Zeit und Mannschaft in Anspruch nahm. Die Pferde ihrer Reiterei 
gingen sämmtlich zu Grunde; ihr Heer schmolz allmählig auf 8000 
Kampffähige zusammen, so daß die Franzosen einen Theil der englischen 
Laufgräben übernehmen mußten. Für die Türken war noch weniger
	        
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