Vorbereitungen zum Entscheldungskampfe. Tod Nikolaus I. 2c. 687
gesorgt, und dieselben erlagen ihrem Schicksale mit der bekannten fata-
listischen Resignation, welche der Islam predigt. Die Winterstürme
des schwarzen Meeres vernichteten eine ziemliche Anzahl Schiffe der
Verbündeten, unter andern auch dasjenige, welches die Winterkleider
für die englischen Truppen an Bord hatte; dagegen begruben die Schnee-
stürme in den Steppen des südlichen Rußlands ganze Wagenzüge und
Truppenabtheilungen, welche nach der Krim dirigiert waren.
Vorbereitungen zum Entscheidungskampse. Tod ikolaus I. (2. März). Wiener
Konserenzen.
Die Einnahme Sebastopols war für die Verbündeten eine Noth-
wendigkeit geworden, denn ihre Armee hätte sich nur in dem Fall ein-
schiffen können, wenn sie mit den Russen einen Waffenstillstand abschloß,
wenn demnach diese geneigter waren, dem abziehenden Feinde eine
goldene Brücke zu bauen, statt denselben in das Meer zu werfen;
überdies forderte die militärische Ehre und die Stimmung der französi-
schen und englischen Nation einen entscheidenden Erfolg des Krimfeld-
zugs. Man bezeichnete jetzt denselben in beiden Ländern als ein Wag-
stück, das Napoleon III. im Vertrauen auf seinen Stern unternommen
und dazu die Engländer mitgerissen habe, ohne daß nur die gewäöhn-
lichen Vorkehrungen für den Fall getroffen wurden, wenn der Feind
den ihm zugedachten ersten Streich pariere. In England führte die
Erbitterung Ende Januars 1855 den Sturz des Ministeriums Aber-
deen herbei, dem die elende Verpflegung des Krimheeres zur Last ge-
legt wurde, und Palmerston, welchem das englische Volk mehr Ener-
gie und Einsicht zutraute, kam wieder an das Ruder. Napoleon III.
sah seinen Ruf als Regent, Staatsmann und Militär gefährdet, denn
der Krieg und die Leitung desselben knüpfte sich an seinen Namen,
daher bot er alles auf, um die Stimmung der Nation und des Heeres
zu heben und den Erfolg der Krimerpedition sicherzustellen. Während
des Winters verlautete durch die officiöse Presse, der Kaiser werde
selbst in das Lager vor Sebastopol abgehen, um die Gefahren und
Leiren der Armee zu theilen oder zu mildern und den Kampf persönlich
zu leiten, ein Entschluß, der ihm von dem Volke und dem Heere hoch
angerechnet wurde; unterdessen schickte er vom November bis Februar
nicht weniger als vier neue Divisionen und eine Brigade der Kaiser-
garde in die Krim, theilte das so verstärkte Heer in zwei Armeekorps
und übergab das Kommando des ersten dem General Pelissier, den er
bereits zum Nachfolger Kanroberts bestimmt hatte. Auch England strengte
sich auf das äußerste an, verstärkte sein Heer in der Krim durch
12 Infanterieregimenter (jedes zu etwa 800 Mann) und warb eine
Fremdenlegion an, die sich aus Deutschen und Schweizern rekrutierte,
obwohl der deutsche Bund die Werbungen verbot und in England