692 Die neue Revolutionsperiode.
nahm, der ihn über 6000 Mann an Todten und Verwundeten kostete.
Er setzte aber die Belagerung dennoch fort und ließ sich auch nicht stö-
ren, als Omer Pascha Mingrelien bedrohte. Nach dem Falle von Se-
bastopol erlaubte es nämlich Pelissier, daß ein Theil der türkischen Streit-
kräfte nach Asien gebracht wurde; mit ihnen sollte Omer Pascha Kars
entsetzen, das die Verbündeten unbegreiflicher Weise ganz seinem Schick-
sale überlassen hatten. Es war aber schon Oktober und deßwegen der
Marsch über das armenische Hochland für den Pascha eine Unmöglich-
keit, daher derselbe von Sukumkale aus gegen Kutais in Mingrellen vor-
drang, um Murawiew für Tiflis besorgt zu machen. Omer Pascha schlug
(6. November) eine russische Abthellung am Ingur, rückte bis zwei Tag-
märsche von Kutais vor, sah sich aber durch Mangel an Lebensmitteln
und durch Unwetter genöthigt, wieder auf Sukumkale und Batum zurück-
zugehen, zumal die mingrelische Bevölkerung zu den Waffen gegriffen
hatte und die kankasischen Bergvölker sich beinahe ganz auf die Rolle des
Zuschauers beschränkten. Von diesen hatte man erwartet, daß sie ins-
gesammt gegen die Russen aufstehen würden; aber Schamyl, der mit
seinen Tschetschenzen im östlichen Kaukasus den Russen schon so manchen
Schlag versetzt hatte, regte sich kaum, und die westlichen Kaukasier, die
Abchasen, Tscherkessen 2c., vereinigten sich selbst zu keinem allgemeinen
Angriffe auf die russische Linie, als im Sommer die englisch-französische
Flotte an der Küste hinfuhr, die Russen die Küstenforts und selbst Anapa
räumten, und unterstützten jetzt Omer Pascha nur mit einigen hundert
Reitern, die er wegen ihrer Räubereien wieder entlassen mußte. Kars
kapitulierte jedoch erst am 27. November; die regelmäßigen Truppen
der Besatzung wurden kriegsgefangen, die 6000 Redifs (Landwehr) ent-
lassen; sie kamen aber größtentheils auf dem Heimwege durch Hunger
und Kälte um. Im Frühjahre 1856 hätte also Murawiew auf Er-
zerum marschieren können, ehe Omer Pascha ihm nur den Weg vertreten
konnte; aber dies Frühjahr brachte den Frieden.
Friede zu Paris (30. März 1856). der Bat Bumayum (21. Tebruar).
Oesterreich, das durch die Aufstellung seiner großartigen Streitmacht
an den Gränzen gegen Rußland schwere Opfer brachte und schon aus
diesem Grunde die endliche Entscheidung herbeizuführen sich entschließen
mußte, erneuerte seine Friedensvorschläge und fand bei Napoleon III.
bereites Gehör; denn der militärlschen Ehre Frankreichs war genug ge-
schehen, die Türkei vorläufig gegen einen neuen Angriff geschützt, der
Trotz Rußlands gebrochen; was hatte Frankreich an der Fortsetzung
eines Krieges, der ungeheure Opfer an Menschen und Geld kostete, für
ein weiteres Interesse? Daß durch den Fall von Kars die Reputation
der Engländer bei den asiatischen Völkern bedeutend gelitten hatte, war