Philipp II. von Spanien. Abfall der Niederlande. 81
weil der niederländische Reichthum den Trotz der Städte und des Adels
genährt hatte; das Blut des Adels floß darum unter dem Beile des
Henkers, das Geld des Kaufmanns zapfte der Zöllner ab. Durch die
Vernichtung des Handels erbitterte Alba die Kaufleute, welche seitdem
Oranien mit Geld unterstützten, der jetzt Kaperbriefe ausgab und den
Seekrieg begann, damit die Niederländer auf denjenigen Weg der Kriegs-
führung hinwies, auf dem sie allein Erfolg hoffen durften. Die Han-
delsschiffe wurden Kriegsschiffe und kaperten die spanischen Kauffahrer;
die „Wassergeusen“ thaten sich auf und bald waren die nördlichen
Provinzen: Holland, Friesland, Seeland und Geldern unter
den Waffen, fast alle Seestädte in der Gewalt der Wassergeusen. Zwar
konnte Wilhelm von Oranien sich nicht im Felde halten, was er aber-
mals mit deutschen Söldnern versuchte, aber ebenso wenig vermochte Alba
die nördlichen Provinzen ganz zu bezwingen, und er selbst bat den König
um einen Nachfolger, da er wohl einsah, daß er mit seinem Blutrathe
und Heere die Niederlande nimmer unterwerfen könne. Philipp erkannte
dies und schickte Ende 1573 den milden Requesens. Allein die Zu-
rücknahme der Steuergesetze half nichts mehr; die Niederländer konnten
kein Vertrauen zu dem König von Spanien fassen, der seine Absichten
gegen ihre Freiheiten so deutlich gezeigt hatte, und wäre auch noch eine
Uebereinkunft möglich gewesen, so mußte jede Hoffnung aufgegeben wer-
den, seitdem die nördlichen Provinzen sich entschieden der neuen Lehre
zugewandt hatten. Dies konnte Philipp nicht dulden, selbst wenn er
gegen die Religion gleichgiltig gewesen wäre; die protestantischen Pro-
vinzen würden nur eben so viele Verbündete seiner Feinde abgegeben
haben, weil sie einem „abgöttischen“ Herrn nie treu sein konnten. Da-
her zerschlugen sich die Unterhandlungen in Breda, Requesens starb 1576,
und als die spanischen Soldaten, welche der König nicht regelmäßig be-
zahlen konnte, in den treuen Provinzen Brabant und Flandern raubten,
so schloßen die südlichen mit den nördlichen einen Bund zur Vertreibung
der Spanier (Genter Vertrag von 1576). Vergebens schickte nun
Philipp seinen Bruder Don Juan d'Austrig, der sogar dem Genter
Vertrage beitrat und als königlicher Statthalter regieren sollte; Oranien
mit dem Staatsrathe ließ die Gewalt nicht aus den Händen und Don
Juan eröffnete den Krieg auf's neue; auch der Erzherzog Mathias
von Oesterreich, dessen Wahl zum Statthalter die Belgier durchgesetzt
hatten, brachte nichts zu Stande. Nun kam aber der gefährlichste Geg-
ner des Oraniers, der Prinz Alerander Farnese von Parma, als
spanischer Oberbefehlshaber in die Niederlande. Dieser schlug die Auf-
ständischen bei Gemblours (31. Januar 1578) und trat mit den
südlichen Provinzen in Unterhandlung. Die Fanatiker in den nördlichen
Provinzen ärgerten nämlich die vorwiegend katholischen füblichen durch
Bumüller, Neue Zeit. 6. Aufl.