82 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
ihre Wuth gegen alles, was katholisch war, und diese Stimmung be-
nutzte der Prinz, sie von ihren Verbündeten zu trennen; gegen die Be-
schwörung ihrer Rechte und Freiheiten kehrten sie 1579 zum Gehorsam
zurück. Dagegen schloßen nun die nördlichen die Union von Utrecht,
oder sie kündigten dem Könige förmlich den Gehorsam auf; es waren
dies die Provinzen: Geldern, Holland, Zütphen, Friesland,
Utrecht, Oberyssel und Gröningen; von ihrer ständischen Versamm-
lung hießen sie die Generalstaaten. Sie wählten den Herzog von
Anjou zum Generalstatthalter, der aber zu keinem Ansehen gelangte und
bald seiner Würde satt bekam; jetzt war Oranien an der Spitze, wurde
aber am 8. Juli 1584 zu Delft durch einen Meuchler ermordet (Phi-
lipp II. hatte längst einen hohen Preis auf Wilhelms Kopf gesetzt).
Farnese setzte den Krieg mit ebenso viel Geschicklichkeit als Erfolg fort;
Ypern, Brügge, Gent und Antwerpen, letzteres nach einer hartnäckigen
Belagerung, ergaben sich ihm, ebenso Brüssel und Mecheln. Seitdem
unterstützte Elisabeth von England die Aufgestandenen nachdrücklicher,
ohne daß sich deren Lage auf dem Festlande viel besserte. Zu ihrem
Glücke rüstete Philipp 1588 die große Armada gegen England und
nöthigte auch den Farnese zur Theilnahme; das Unglück der Spanier
gegen die Engländer kam nun den Niederländern zu statten und noch
mehr förderte es ihre Sache, als Philipp den Prinzen Farnese dreimal
gegen Frankreich (die Hugenotten unter Heinrich von Navarra) schickte; auf
dem dritten Zuge starb der große Feldherr. Seine Nachfolger vermoch=
ten nichts mehr auszurichten, und im April 1609 schloß Spanien einen
Waffenstillstand auf zwölf Jahre, durch welchen die General-
staaten faktisch unabhängig wurden, während die südlichen Provinzen
mit ihren eigenen Rechten und Gesetzen unter der Krone Spanien blieben.
Die Generalstaaten erklärten die kalvinische Religion zur Landesreligion
(daß die Katholiken nicht die mindeste Duldung im Lande fanden, ver-
steht sich von selbst), nahmen den Heidelberger Katechismus an und er-
richteten in Leyden, das mit bewunderungswürdiger Ausdauer eine
lange Belagerung ausgehalten und die Spanier durch den Durchstich
aller Dämme vertrieben hatte (1574), eine Universität, deren Namen
im Gebiete der Wissenschaften bald mit Auszeichnung genannt wurde.
Lürkenkriege. Seeschlacht bei Lepanto (7. Oktober 1571).
So verlor Philipp die nördlichen Niederlande und hatte an ihnen,
statt Unterthanen wie sein Vater, die schädlichsten Feinde; ebenso wenig
Vortheil brachte ihm seine Einmischung in die französischen Angelegen-
heiten, indem Heinrich von Navarra als Heinrich IV. den Thron be-
hauptete, und wie unglücklich die Unternehmung gegen England ausfiel,
ist bereits erzählt. Doch verfolgte ihn das Unglück nicht beharrlich,