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4. Die schwache Wirkung der Jalousien hat man mehrfach gesucht durch Anbringung von Luftab-
zügen auf der Wagendecke zu verstärken, die im Innern durch eine Regulirscheibe verschließbar
sind. — Solche Luftabzüge sind auch ohne Jalousien angewandt, erfordern dann aber, um ge-
hörig wirksam zu werden, ein theilweises Oeffnen der Fenster. Dieselben haben bei sechs Bah-
nen und zwar vorzugsweise bei der IV. Wagenklasse e gefunden.
5. Eine selbständig wirkende Ventilation erzeugen die auf sechs Bahnen vorhandenen Deflektoren und
Exhaustoren. Die Zirkulation der Luft wird im Innern des Wagens durch eine Regulirscheibe
geregelt, während der eigenthümlich konstruirte Aufsatz die verbrauchte Luft aus dem Wagen her-
aussaugt. Bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn sind sämmtliche Personenwagen damit
versehen.
Der Wirkung der unter 2, 3 und 5 aufgeführten, selbständig wirkenden Vorrichtungen
wird fast in allen Fällen der Vorzug vor den Jalousien zuerkannt. — Da, wo auch bei deren
Anwendung Staub und Kohlentheile in den Wagen eingedrungen sind, ist durch Verschließen der
äußeren Oeffnungen mittelst Drahtgaze erfolgreich entgegengetreten.
Um das Publikum auf das Vorhandensein und den Gebrauch dieser Ventilationsvor-
richtungen, deren seltene Benutzung von den Bahnverwaltungen mehrfach betont wird, aufmerksam
zu machen, wird sich die Anbringung einer entsprechenden Inschrift nach dem Beispiele der Nieder-
schlesisch-Märkischen Eisenbahn empfehlen.
6. Von zwei Verwaltungen sind ferner Versuche mit einer Ventilation nach dem Scharrath'schen
Poren-System angestellt, die jedoch noch nicht zum Abschluß gelangt sind.
7. Als besonders wirksam wird die bei einer größeren Zahl von Personenwagen der Ostbahn mit
der Dampfheizung in Verbindung gebrachte Ventilation bezeichnet, die, auch ohne daß geheizt
wird, benutzt werden kann und alle anderen Vorrichtungen an Zweckmäßigkeit übertreffen soll.
8. Salon= und Postwagen haben bei einzelnen Bahnen kastenartige Aufsätze (sogenannte Laternen)
auf der Wagendecke, die, an ihren Seitenwänden mit stellbaren Fensterjalousien versehen, eine
zugfreie Ventilation der Wagen erzeugen.
9. Als Ersatz besonderer Ventilationsvorrichtungen oder neben denselben haben neun Verwaltungen
erhöhte Thürfenster eingeführt, während bei fünf Bahnen ein Theil der Wagen l. und II. Klasse
mit Einsatzfenstern von Drahtgaze ausgerüstet sind.
Indem das Reichs-Eisenbahn-Amt die aus den eingereichten Berichten im allgemeinen sich ergebenden
Resultate hiermit zur Kenntniß der Eisenbahnverwaltungen bringt, veranlaßt es dieselben, diesem wichtigen
Gegenstande ferner ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, die Versuche auf Herbeiführung einer, den
Anforderungen möglichst entsprechenden Ventilation weiter fortzuführen und über die gewonnenen Resultate
nach zwei Jahren zu berichten.
Berlin W., den 16. August 1876.
Das Reichs-Eisenbahn-Amt.
In Vertretung:
Körte.
An sämmtliche Eisenbahnverwaltungen Deutschlands (exkl. Bayerns).
An 1. September d. J. wird die zwischen den Stationen Lünen und Lüdinghausen belegene Personen-
Haltestelle Selm der Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn auch für den Güterverkehr eröffnet werden.
Berlin W., den 25. August 1876.
Das Reichs-Eisenbahn-Amt.
In Vertretung:
Körte.