92 Das Fürstenhaus.
Vorbau vor der kurfürstlichen Kapelle, wie Kanzel und Altar
dem Streben nach strenger Reinheit des Stiles zum Opfer hat
fallen müssen.
Johann Georg IV. (l601— 94) rühmen seine Seit-
genossen als einen Fürsten von Geist, Kraft und Bildung, der
besonders durch seine Geschäftsgewandtheit seine geheimen Räte
oft zu Oaaren getrieben, sie examiniert, und wo einer etwa
geschlegelt hatte, ihn auf so empfindliche Weise durchzuziehen
gewußt habe, daß sie alle sich vor ihm fürchteten. Allein es
ist bekannt, daß bei seiner verhängnisvollen Teigung zu Sibplla
von Tkeidschütz, welche man seinerzeit nur aus Bezauberung
erklären zu können glaubte, seine Gaben sich nicht entwickeln
konnten.
Was August des Starken (lö4—155 ) Leumund betrifft,
so ist seine Oersönlichkeit eine so allgemein bekannte, daß sie
schon bei der Tennung seines Tamens jedem lebendig vor die
Augen tritt. Dier möge nur einiges wenige zu seinen gunsten
angeführt werden. Sunächst ist das gewiß, daß polnische Schrift-
steller einen viel zu großen Teil der Schuld am Niedergange
der polnischen Republik ihm zuschreiben, um ihre Landsleute zu
entschuldigen. So ist es eine Unwahrheit, daß er den Einfluß
der fremden Miächte, namentlich Rußlands, auf Holens Schick-
sale begünstigt habe, während die Dolen eben bestrebt gewesen
wären, sich von demselben loszumachen. 75„) Don den großen
Wohlthaten, welche die sächsischen Fürsten dem polnischen Reiche
erwiesen haben, weiß die Geschichtschreibung dieses Dolkes
nichts; wenigstens habe ich nirgends einen Anklang daran
finden können, daß, wie mir einmal ein Dole erzählte, die
sächsische Seit in der Erinnerung des Dolkes als eine gute