94 Das Fürstenhaus.
„Nun hab' ich's selbst geseh'n, nun weiß ich, wie es ist,
Mein Uönig, wenn dein Volk des Mummers ganz vergißt;
Indem es voller Lust nach deinen Simmern eilet
Und da die Fastnachtslust mit deinem Hofe teilet. —
Es ist dir nicht genug, daß nur der Adel blüht,
Der Handelsmann Gewinn aus dem Gewerbe zieht,
Rein, deine Gnade geht bis auf die Lustbarkeit,
Der Unterthan genießt bei dir die gold'ne Seit,
Darin Saturn regiert..
So, Hönig, ist dein Schloß, wo alle Freiheit blühet,
Don dessen Schwelle uns kein Wächter rückwärts ziehet,
Wo Fürst und SEdelmann und Bürger sich vermengt,
Wohin der Höbel selbst sich nicht vergebens drängt.
Gepries'nes Sachsenland, erkenne doch dein Glück
Und sieh die Fastnachtslust mit einem schärfern Blick.“
Dies ist durchaus nicht eitel Schmeichelei, sondern es gibt
die öffentliche Meinung so wieder, wie sie zum Glück für das
Volk damals wirklich war. Die günstige Tachwirkung dieser
Geit ist insofern heute noch zu spüren, als die „sächsische Höf-
lichkeit“, der Sinn für gute Umgangsform, das freundliche und
verbindliche Wesen damals vom hofe aus dem Dolksleben sich
mitgeteilt hat und geistiges Eigentum desselben geblieben ist.
über Friedrich Thristian, der nur zwei Mionate im Jahre
1765 regierte, spricht der Engländer Wraxall, welcher die Höfe
von Berlin, Dresden u. s. w. kennen gelernt hat, sehr anerkennend.
Über Friedrich August den Gerechten (1765—1827), welcher
seinen ehrenvollen Beinamen durch seine strenge Rechtlichkeit
im vollen Maße verdient hat, urteilt der Franzose Mirabeau
in seiner geheimen Geschichte:
„Der Nurfürst ist nicht so, wie Fürsten gewöhnlich sind. Er scheint
etwas von dem lönige von England zu haben, sein Geist ist konsequent,