16 Die Leute.
in Deutschland, es ist feurig und überaus zärtlich. Der Sinn
für Genuß macht die Einwohner in diesem Cande sinnreich,
angenehm, häöflich und schmeichlerisch, aber zugleich auch wankel-
mütig, weichlich, plauderhaft, schwelgerisch. Weil die Sachsen
mit einer glücklichen Erfindungsgabe begabt sind, so findet man
unter ihnen die meisten Doeten und Romanschreiber; sie sind die
ersten, welche sich erkühnt haben, deutsche Schauspiele nach dem
Muster der Franzosen zu verfertigen u. s. w.“ (man vergl.
Förster, „Friedrich August II., König von Dolen und Kurfürst
von Sachsen", S. 451).20) Der Baron von Loen, baprischer
Abkunft, hat zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Deutschland
bereist und die Eindrücke, welche er auf dieser Reise em-
pfangen hat, in seinen höchst interessanten „Kleinen Schriften“
niedergelegt.
Dem Angeführten dürfen wir nun aber auch andre sta-
tistische Totizen entgegenstellen. Da ist hervorzuheben, daß in
bezug auf gewisse Derbrechen die Statistik sehr zu gunsten unsres
Dolkes spricht. So kamen z. B. in Sachsen 1860—63 an
HDochverrats= und WMajestätsverbrechen auf 100 bei den Schwur-
gerichten zur Anzeige gekommenen Derbrechen nur 1/90½; in
Bapern an politischen Dergehen (Dochverrat, Auflehnung gegen
die öffentliche Autorität u. s. w.) 6,42 %0; an Mord und Tot-
schlag in Sachsen 3% und an vorsätzlicher Mörperverletzung
2%, in Bapern an Angriffen auf Leib und Leben andrer 2 1/0.
hinsichtlich des Diebstahls stehen beide Staaten ziemlich
gleich. Sachsen nämlich hatte 5%,,5, Bavern 38,29%. 21) So-
danmn dürfen wir rühmen, daß wir für fleißig, sparsam und
mäßig gelten, und es auch wirklich sind! über Sachsens Ge-
werbfleiß sprechen sich alle Dolkswirte von Fach durchaus