Full text: Der Leumund der Sachsen

Die Leute. 17 
anerkennend aus; hier sei das Urteil eines mit guter Beobach- 
tungsgabe ausgestatteten Caien angeführt, der Sachsen unter 
August dem Starken kennen gelernt hat, des Barons von Coen. 
Er sagt: „Viele meinen (in Sachsen), ihr König August besäße 
das Geheimnis, Gold zu machen. Es ist glaublich, daß, wenn 
diese Derwandlung des Metalls möglich wäre, dieser Uönig. 
solche besitzen möchte. Ich bin aber der Meinung, daß diese 
Destillierer, welche er ihre Künste probieren läßt, nichts dazu 
beitragen, wohl aber die stattliche Handlung, die reichen 
Bergwerke, der gesegnete Ackerbau und eine Menge Dolk, 
das sich durch Fleiß und Arbeit nährt; das sind Quellen, 
die nie zu erschöpfen sind.“ 
Mit Staunen spricht Frau von Stael vom Fleiße der 
deutschen, bez. sächsischen Gelehrten: „Fünfzehn Stunden Ein- 
samkeit und Arbeit jeden Tag und dies das ganze Jahr hindurch, 
erscheint hier als eine ganz selbstverständliche Art, zu leben.“ 22) 
Dabei rühmt sie ferner, daß sie auf alle Annehmlichkeit des 
Lebens verzichten und im höchsten Grade bescheiden und ein- 
fach leben, wie denn überhaupt die Genügsamkeit der Sachsen 
geradezu sprichwörtlich ist. 
So ist mir in einer norddeutschen Stadt folgendes begegnet. 
Bei Gelegenheit einer kirchlichen Dersammlung, bei welcher ich 
sehr viel zu thun hatte, wollte ein sehr liebenswürdiger Bürger 
derselben Stadt mit mir in einer Hause gemütlich frühstücken; 
ich aber war im Drange der Geschäfte sehr eilig und sagte: 
„Das Essen ist hier ganz Nebensache!“ Darauf sah er mich 
traurig an und sprach die geflügelten orte: „Also ihr armen 
Menschen in Sachsen eßt euch immer noch nicht satt“ 
Ein andrer Freund von mir aus Ossterreichisch-Schlesien 
Der L(eumund der Sachsen. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.