18 Die Ceute.
äußerte sein Bedenken, seinen Sohn auf die sonst von ihm hoch-
geschätzte Meißner Fürstenschule zu schicken, weil er die schmale
sächsische Küche fürchtete!
Ein Franzose, der gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
Sachsen bereist hat, findet sie in Dresden bis zur Härglichkeit ge-
steigert. Er sagt: „Die Zrühen sind in Dresden so dünn, man hat
so oft kalte und immer schmale Uüche, daß ich glaube, ein
Wiener könnte es hier in einem mittelmäßigen Hause nicht
vier Wochen aushalten. Ich hatte schon mehr als eine Ge-
legenheit, zu bemerken, daß auch in den vornehmen Häusern
eine Härglichkeit in Rücksicht auf Hüche und Ieller herrscht,
die man in Esterreich und Bapern für eine Entehrung halten
würde. Diese strenge Okonomie erstreckt sich auf alles, was
zum Hauswesen gehört, und ich habe noch keine andre Art
Luxus bemerken können als die Kleidung, worin der Aufwand
im ganzen größer sein mag als in Süddeutschland. Alle vom
Mittelstande, Frauen und Männer, sind hier nach der Mode
gekleidet, und sie herrscht auch unter einem ansehnlichen Teile
der unteren Ulasse, wogegen sich zu Wien, München u. s. w.
bis weit in den Mittelstand hinein noch eine gewisse Tational=
tracht findet. Ich wohne bei einem Uhrmacher, dessen zwei
Töchter ihre vollständige Toilette haben und täglich coiffiert
werden. Dagegen nehmen sie öfters abends mit einer Butter-
bemme und allenfalls einem dünnen Schnittchen Schinken für-
lieb."“ Sehr richtig bemerkt er aber: „Weil das Geld meisten-
teils durch Arbeit gewonnen wird, geht man sparsam damit
um.“ :8) In Leipzig findet er alles ungleich besser und reich-
licher. Ganz im Gegensatze dazu steht das, was von den
eigentlichen Sachsen über ihre staunenswerten Teistungen im