Die Frauen. 25
Bezeichnend hierfür ist die sprichwörtliche Redensart: „Wer
von Wittenberg kommt mit gesundem TLeib, von Jena unge-
schlagen, von Leipzig ohne Weib, der kann von Glücke sagen“;
sowie die 1704 zur 200jährigen Jubelfeier der Universität
Wittenberg auf die genannten drei sächsischen Universitäten ge-
schlagene Münze; dieselbe zeigt nämlich den Wittenberger Stu-
denten mit steifer Mkiene das Bierglas in der hand, aber
das Zuch unter dem Arme, den Jenenser mit gezogenem Degen
und einer großen Schmarre auf dem Backen, den Leipziger —
mit einem entflammten Herzen in der Hand! Die Unterschrift
sagt: Trabit sua quemque voluptas.#2)
Desgleichen stellt ein Ausspruch Gottscheds den wilden
Jägern an der Saale, d. h. den Jenaischen Studenten, die
sanften Schäfer an der Dleiße, d. h. die TLeipziger Studenten,
gegenüber. Ausschließlich mit diesem Gegensatze beschäftigt sich
das als Seit= und Sittenbild höchst wertvolle Gedicht Sachariäs
„Der Renommist“, auf welches schon oben S. 7 einmal bezug
genommen war. Hier wird afn „Raufbold“ das nur auf
Trinken und Schlagen hinauskommende rohe und wüste Treiben
der Studenten auf den kleinen deutschen Universitäten dargestellt,
an „Sylvan“ hingegen der durch das Leben in der großen
Stadt und vor allem durch den Umgang mit gebildeten und
liebenswürdigen Frauen verfeinerte, darum aber auch etwas
geckenhafte Ton des Leipziger Studenten, und zwar so, daß
durch den Waffenerfolg Splvans über Raufbold deutlich die
Vorliebe des Dichters für den ersteren bekundet wird.
Geradezu überschwenglich in seinem TLobe der sächsischen
Frauen ist der „reisende Franzose“. Er schreibt von Dresden
aus (Al. Brief): „Je länger ich hier bin, Bruder, um so mehr