Full text: Der Leumund der Sachsen

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beseufzte Umstand, daß Leipzig eine teure Stadt ist, was nicht 
in Abrede gestellt werden kann. 
Einen sehr ungünstigen Leumund hat unfre gute Stadt bei 
Luther, welcher bekanntlich zuerst zur Disputation mit Eck in 
der Hleißenburg hier gewesen ist. Es mag vor allem die bei 
dieser Deranlassung von der Universität ihm entgegengebrachte 
gänzlich ablehnende Haltung gewesen sein, durch welche sich 
in seinem herzen eine so tiefe Abneigung gegen diese Stadt 
festgesetzt hat, daß er auch später, als sie sich mit Begeisterung 
ihm anschloß, ihr doch keine Gegenliebe schenken konnte. 
Daher ist die durch ihre großartigen Messen immer mehr 
emporkommende Handelsstadt für ihn nur der TCypus schnöder 
Gewinn= und Genußsucht. 
In einem seiner Tischgespräche sagt er: „Welch ein 
Wust ist zu Leipzig! Die ist doch gar im Geize ersoffen!“ 
und in seiner Schrift an die Ofarrherren, wider den Wucher 
zu predigen (1540), „Ich lasse mir sagen, daß man itzt jähr- 
lich auf einem jeglichen Leipziger Markt zehn Gulden, das ist 
dreißig aufs Hundert, nimmt; etliche setzen hinzu auch den 
UNaumburgischen Markt, daß es vierzig aufs Hundert werden. 
Pfui doch! Wo zum Teufel will denn zuletzt das hinaus? 
Das heißen nicht Jahrzinse, auch nicht Mondzinse, sondern 
Mordzinse, rechter jüdischer täglicher Wucher. Wer nun itzt 
zu Leipzig hundert Floren hat, der nimmt jährlich vierzig; das 
heißt, einen Bauer oder Bürger in einem Jahre gefressen. 
Hat er tausend Floren, so nimmt er jährlich vierhundert, das 
heißt, einen Ritter oder reichen Edelmann in einem Jahre ge- 
fressen. Hat er zehntausend, so nimmt er jährlich viertausend, 
das heißt einen reichen Grafen in einem Jahre gefressen. Und
	        
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