Das Heer. 53
die Seeräuber auf der Ostsee aus und ließ an der 2Neeresküste
zwei Schlösser, Elbingen und Balga, bauen. Alöglicherweise hat
ihn Hermann von Sahza, der Hochmeister des Ordens, ein ge-
borner Thüringer, für das Unternehmen gewonnen.
Auf einen ganz andern Schauplatz versetzt uns das Seugnis
des alten tschechischen Chronisten, dessen gewöhnlich dem Dali-
mil zugeschriebene Geschichte seines Dolkes bis zum Jahre 1314
geht. Matürlich hat er bei seinem panflawistischen Hasse gegen alles
Deutsche nicht viel Gutes von den Waffenthaten unfrer Dor-
fahren zu berichten, allein wir haben uns an ein solches Urteil
nicht weiter zu kehren. So erzählt er, daß Uönig Wratislaw
gegen den Wendenfürsten und den Markgrafen von WMeißen
gesogen und natürlich beide aufs Haupt geschlagen hat.55) Als
sodann die Sachsen seinen Sohn Bracislaw beim Baden über-
fallen wollen, werden sie von dessen ebenso weisem als tapferem
Begleiter Sderad zurückgeschlagen.
Doch ist es immerhin beachtenswert, daß bei dieser wie
bei andern Gelegenheiten, welche alle nur für die tschechischen
Waffen günstig sind, gesagt wird, „die Tschechen hätten ihren
Schaden und ihre Schande gerächt“, woraus deutlich hervor-
geht, daß sie auch einmal Schaden und Schande gehabt haben,
gleichwie es dem Daheimkorrespondenten Herrn von Schlägel, der
1870 in Bitsch gefangen saß, auffallen mußte, daß die Schlacht-
felder, auf welchen, nach den Erzählungen der französischen
Offiziere, die deutschen Armeen vernichtet sein sollten, immer
weiter von der deutschen Grenze nach Haris zu lagen.
Da die Mlark Meißen lange Seit in einem sehr lästigen
Lehnsverhältnisse zu Böhmen stand, welches erst nach und nach
mit vieler Tlühe gelöst worden ist, so entbietet König Gttokar