Full text: Der Leumund der Sachsen

54 Das Heer. 
von Böhmen den Markgrafen von Meißen gegen Friedrich von 
sterreich; allein die Böhmen schlagen diesen allein, ohne der 
Meißner Hilfe. Davon, daß in der Schlacht auf dem March= 
felde 1278 Meißner und Thüringer Truppen im Heere Ottokars 
von Böhmen gegen Rudolf von Habsburg fochten, ist in der 
Chronik gar nichts erwähnt. 
Ein andermal nehmen die Meißner, von einem mit 
seinen Herren zerfallenen Fürsten, wie es scheint König Johann, 
herbeigerufen, die Stadt Orag ein, natürlich auch nur durch 
Derrat, welchen die mit ihnen im Einvernehmen stehende Hartei 
übt. Den der Gegenpartei zu Hilfe eilenden Witek sperren sie 
durch eine vor die Straße gezogene Kette ab, diese wird jedoch 
durch Sudek zerhauen (p). Da der Fürst aber ihnen die Zurg 
übergibt, so verüben sie von dort aus allerlei Greuel an den 
unglücklichen Tschechen. Hann ein ZBauer ihnen keinen Hafer 
geben, so schlagen sie ihn tot; andern schneiden sie die Hände 
auf, ziehen Roßhaare durch die unden und führen sie an 
diesen auf das Schloß. Der Fürst lacht dazu. Aber Wilem 
Sajic (möglicherweise ursprünglich ein Deutscher, Mamens 
Wilhelm Hhase, da bekanntlich die gewaltigsten Hanflawisten 
stets deutsche Uberläufer waren), „ein aufrichtiger Freund seiner 
Sprache“, erbarmt sich seines armen Dolkes, stellt sich an die 
Spitze der deutschfeindlichen Oartei und drängt sie in die Zurg 
zurück. „Während dieses Kampfes gingen die tschechischen 
Bürger in Scharen auf den Straßen, die deutschen saßen in 
ihren Häusern.“ Im Anhange zu Dalimil ist noch erzählt, 
daß derselbe Sajic den Meißnern an der Elbe eine schwere 
Miederlage beibringt.5e) Bei der bekannten Oarteilichkeit der 
tschechischen Schriftsteller können wir nichts andres erwarten.
	        
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