Full text: Der Leumund der Sachsen

Das Fürstenhaus. 83 
sich umbgekehrt haben, und er durch seine kluge Räthe dahin kommen 
sein, daß er hätte einen Löffel müssen aufheben und eine Schüssel zutreten.“ 
„Es ist ein weiser, verständiger, geschickter und feiner Herr gewesen, 
der allem Gepränge und Heuchelei und Gleißnerei sehr feind gewesen; 
— er war auch ein züchtiger Herr.“ — „Er war recht ein Vater des 
Daterlandes, konnte Keller und Böden füllen, daß er noch große Gruben 
dazu ließ machen und mit Getreide füllen und verbaute jährlich in 
12 000 Gulden. Dennoch hat er Gelds genug, denn er war selber Schösser.“ 
— „Er hat eingesammelt mit Scheffeln und ausgegeben mit Löffeln.“ 
Mit edler Entrüstung nimmt er seinen Kurfürsten gegen 
den von Herzog Heinrich von Braunschweig wider ihn er- 
hobenen Dorwurf der Trunksucht in Schutz, ohne zu leugnen, 
daß sein gnädiger Herr, der Unsitte der Seit folgend, einmal 
gelegentlich des Guten zu viel thue. 
„Erstlich“, sagt er, „kann ich das nicht entschuldigen, daß mein gnädigster 
Herr zu Heiten über Tisch sonderlich mit Gästen einen Trunk zuriel thut; 
das wir auch nicht gern sehen, wiewohl sein Leib eines großen Trunks 
mächtig ist für andere. Aber das wird Hinz (auch „Teufel Heinz“ und 
„Hans Wurst“ genannt, eben der Herzog von Brannschweig) nicht beweisen, 
sondern muß lügen, daß er ein Trunkenbold sei, oder unordig Wesen da 
folge. Zu solchen hohen, großen, wichtigen, täglichen und unabläßlichen 
Sachen, wie sie der Kurfürst zu handeln hat, ist kein Trunkenbold geschickt.“ 
In seiner tief ergreifenden Leichenrede auf diesen Fürsten, 
dessen Buld und Gnade gegen seine Herson er stets dankbar 
gewürdigt und dessen Bedeutung für seine Sache er mit klarem 
Blicke erkannt hat, sieht er es als ein böses Seichen an, daß 
dieser friedsame Miann und Regent, dieses stille Haupt, gerade 
zu einer Seit, wo das ganze Deutschland in Aufruhr steht 
(Friedrich starb ja zur Seit des Zauernkrieges), hinwegge- 
nommen wird.). 
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