Das Fürstenhaus. 85
Und in der Ceichenrede auf ihn bezeugt er, auf den größten
Tag im TLeben dieses Fürsten zurückschauend:
„Ihr wisset, wie er, Thristo nach, vor zwei Jahren zu Augsburg ge-
storben und den rechten Tod gelitten hat, nicht für sich allein, sondern für
uns alle, da er alle bösen Suppen und Gift hat müssen ausessen, die ihm
der Teufel eingeschenkt hat. Da hat unser lieber Kurfürst Thristi Tod
und Auferstehung vor der ganzen Welt äöffentlich bekennet und ist darauf
blieben, hat Land und Leute, ja seinen eignen Leib und Leben daran gesetzt.
In Gottes Wort hat er fleißig gehandelt. Er hat sechs Edelknaben bei
sich in der Tammer gehabt, welche auf seinen Leib gewartet haben. Diese
haben ihm alle Tage sechs Stunden in der Bibel lesen müssen, da er fleißig
zugehört. Und öb S. K. G. wohl darüber oft entschlafen, so hat er doch,
wenn er aufgewacht ist, irgend einen schönen Spruch aus der Bibel ge-
merkt und gehalten. S. K. G. haben auch gepflogen, in der Hredigt Schreib-
tafeln bei sich zu haben, um die Hredigt mit eigner Hand aus des Hredigers
Mund nachzuschreiben.“
Luther lobt seine treffliche Geduld und Langmütigkeit, da
er sich nicht bewegen ließ den Ungehorsam seiner Leute, hoffete
und wartete allezeit. Als die Bauern wider die Sdelleute in
seinem Fürstentume aufstanden, hat er gesagt: „Will mich
mein Gott lassen bleiben einen Fürsten, wie ich bisher ge-
wesen bin, so geschehe sein Wille! Ich kann auch ein andrer
Mann sein!“
In dieser Hinsicht, nämlich in bezug auf Geduld und
Sanftmut ist er unserm Luther zu weit gegangen, welcher es gern
gesehen hätte, wenn er den Amtleuten schärfer auf die Finger
gesehen hätte, sowie es Friedrich der Weise gethan hatte, der
überhaupt nach Luthers Ansicht doch noch mehr Herrschergabe
besessen hat. Beide miteinander vergleichend, sagt Luther: „In
unserm Fürsten (Johann) ist eine große Frömmigkeit und
Gütigkeit gewesen, in Herzog Friedrichen große Weisheit und