Full text: Der Leumund der Sachsen

Das Fürstenhaus. 89 
nicht richtig veranschlagt worden, insofern dieser ihn zwar gern 
benutzen wollte, aber ihn für einen rücksichtslos zufahrenden 
Jüngling hielt, von welchem ein alter Politiker nichts zu 
fürchten habe. Auch der venezianische Gesandte Uavagero 
nennt ihn, wie Albrecht von Brandenburg, einen beherzten 
Jüngling, aber ohne Besonnenheit und so stolz, daß er weder 
in der That noch zum Scheine gehorsam sein wollte. Hin- 
gegen setzt Melanchthon große Hoffnung auf ihn, denn er 
sagt von ihm: „Es leuchtet in Herzog Moritz eine herrliche 
Anlage zur Tugend, und wenn ich über die Deutschland 
drohenden Gefahren nachdenke, so scheint es mir, als ob dieser 
Jüngling einmal ein Schutz für ganz Deutschland werden 
würde.“ Johann Friedrich hat sich und ihn geehrt durch das 
Wort: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein, aber 
er war ein ungemeiner und hoch wunderbarer Alann.“ Als 
er bereits über ein halbes Jahrhundert im Grabe ruhte, hat 
Gustav Adolf nach ihm geseufzt: „Wollte Gott, daß ein 
Mauritius da wäre!“ 3) 
Sein Bruder und Nachfolger August (1555—86) hat 
den Uamen „Dater August“, unter welchem das säechsische 
Volk ihn kennt, dadurch in vollem Maße verdient, daß er für 
alles, was unter das Ministerium des Innern gehört, in der 
vortrefflichsten Weise sorgte. Durch ihn ist Sachsen in der 
That ein Musterstaat geworden, den die übrigen deutschen 
Fürsten, gern oder ungern, als solchen dadurch anerkannten, 
daß sie um Mlitteilung der in Sachsen erlassenen Gesetze und 
Derordnungen baten. Daß sein Segen heute noch an den 
inneren Einrichtungen unsres Staates zu merken ist, wollen 
wir dankbar bekennen. Der gleichzeitige französische Geschicht-
	        
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