fullscreen: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Beweis praktischen Sinnes und klarer Auffassung der Verhältnisse, des ver— 
nünftigerweise „nicht weiter Schweifens, wo das Gute so nahe liegt“ muß 
es dabei gelten, daß der Papst ihm wie einer ganzen Anzahl Meißnischer 
Edelen genehmigte, das Kreuzzugsgelübde im Kampfe gegen die unmittelbar 
benachbarten, noch heidnischen Slaven einzulösen.“) Zu der Zeit, während 
welcher Konrad von Wettin gegen die angrenzenden Heiden kämpfte, fochten 
übrigens die Askanier gegen deren nördliche Stammesgenossen, und brachten 
1157 Brandenburg an das Deutsche Reich. 
Am Andreastage des Jahres 1156, den 30. November, legte der alternde 
Markgraf Konrad Rüstung und Waffen in feierlicher Weise vor dem Hoch- 
altare des Domes zu Meißen nieder, und zog sich in das von ihm gegründete 
Kloster auf dem Petersberge bei Halle, unweit der Burg Wettin, zurück, 
woselbst er am 5. Februar 1157 gestorben ist und beigesetzt wurde.') Wenige 
Jahre vor seinem Tode war es dem gemeiniglich als Stammvater unseres 
Fürstenhauses angesehenen und auch auf dem Sgraffito-Fries als solcher be- 
handelten Wettiner vergönnt, dem jungen Hohenstaufen Friedrich von Schwaben 
in Merseburg huldigen zu dürfen, und somit die Morgenröte der herrlichen 
Zeit aufsteigen zu sehen, die — ach nur zu kurz — dem deutschen Vater- 
lande durch Kaiser Rotbart und seine (an sich und für sich freilich friedlose 
und von geradezu dramatischem Unglück verfolgte) großdenkende, großangelegte 
Herrscherfamilie gebracht worden ist. Nicht vergessen darf man hierbei die 
Opferfreudigkeit und Selbstlosigkeit des von wahrer Liebe zum Vaterlande 
beseelten ersten Hohenstaufen, Konrad III., der, als er den Tod nahen 
fühlte, die“ Blicke der Reichsfürsten, das eigene noch zu junge Söhnlein 
übergehend, auf seinen kraftvollen Neffen Friedrich gelenkt hatte. Wie 
  
!) Möchten doch auch heute Kreuzritter aufstehen unter uns und streiten für des Er- 
lösers Lehre und zu Gottes Ehre, ohne nach dem Morgenlande zu ziehen, sondern in mög- 
lichster Nähe der Heimat bleibend. Möchten doch wir alle das Kreuzzugsgelübde, das wir 
stillschweigend am Altare niedergelegt haben, indem wir bewußte Christen wurden und als 
wir in der Konfirmations-Einsegnung die geistige Wehrhaftmachung als Streiter Gottes 
und des Heilandes empfingen, einlösen durch ehrlichen Kampf gegen den unchristlichen 
Geist unserer Zeit, gegen Atheismus, Egoismus und Materialismus — der uns allent- 
halben als Erzfeind des Reiches Gottes entgegenstarrt in verhüllter und unverhüllter Gestalt, 
in deutlich und undeutlich erkennbarer Form. Er tritt gefährlicher in unmittelbarster Nähe 
an uns heran als in der Person außereur opäischer Heiden. Den Feind innerhalb des 
eigenen Vaterlandes — ja innerhalb des eigenen Herzens — zu bekämpfen und zu besiegen 
ist wahrlich weit wichtiger noch als es der Kampf gegen Saracenen und Türken, gegen 
Sorben und Wenden gewesen ist! 
5) Hier, wo schon seine Gemahlin Luitgard, Schwester Kaiser Konrads III., ihre 
Ruhestätte gefunden hatte, sollten Markgraf Konrads Bestimmung nach dessen sämtliche 
Nachkommen, soweit sie regierende Herren gewesen, begraben werden. Schon sein Sohn 
Otto indessen wählte zum Orte seiner Beisetzung das von ihm gegründete Kloster Altzelle, 
und dort befinden sich die Grabmale der Wettiner bis auf Friedrich den Strengen. Dann 
genossen diesen Vorzug die Dome zu Meißen und Freiberg, später die Kirchen zu Wittenberg 
und Dresden, so daß das Kloster Petersberg nur die überreste der Stammeltern des 
Hauses birgt. ·
	        
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