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Frankreich.
die Zustände Frankreichs unter dem zweiten Empire mit einer bisher
ganz unerhörten Kühnheit angreift.
7. Juni. Gesetzgeb. Körper: Eisenbahnfrage. Der erste der Verträge mit
?"?w,
den großen Compagnien, mit der der Westbahn, wird mit 200 gegen
12 Stimmen genehmigt.
„ Der Hof geht nach Fontainebleau. Der Kaiser ist dort leidend,
lebt zurückgezogen und es erfolgen keinerlei Einladungen dahin.
9—14. Juni. Gesetzgeb. Körper: Debatte über die Regierungsvorlage
wegen Vollendung der Vicinalwege und Gründung einer speciellen
Kasse für diesen Zweck. Dieselbe wird mit großer Mehrheit ange-
nommen.
Nach der Vorlage sollen die Vicinalwege in der Art ausgeführt werden,
daß der Staat successive 100, die Departements 100 und die Gemeinden 200
Mill. beisteuern, und daß für die armen Gemeinden eine Kasse errichtet wird,
33 ionen das nöthige Geld zu 4 Proc. gegen Rückzahlung in 20 Jahren
vorstreckt.
„ Juni. Senat: Eine Petition gibt Gelegenheit zu einer Debatte über
15.
27.
die Volksbibliotheken.
Die Petition von 15 Einwohnern von Oullins beschwert sich über ge-
wisse „gefährliche“ Bücher in der dort von Privatleuten gestifteten Volksbib-
liothek. Nisard als Berichterstatter trägt auf Verweisung der Petition an
das Unterrichtsministerium an, der Regierungscommissär auf Tages-
ordnung, indem er mit Nachdruck anführt, daß der Volksunterricht nothwen-
dig seine Ergänzung durch das Lesen von Büchern finden müsse, zugleich aber
erklärt, daß die Regierung bereits die Werke ron George Sand und Eugene
Sue aus jener Bibliothek habe entfernen lassen, der Volksbibliothek von
Oullins nachrühmt, daß sie gar keine Werke über die Revolution enthalte
und darauf hinweist, daß ja überall der Präfect seine Disciplinargewalt in
den Volksbibliotheken ausüben könne. Der Senat beschließt denn auch bei-
nahe einstimmig Tagesordnung.
„ Eröffnung der Eisenbahn Fell über den Mont-Cenis. Die
daran geknüpften großen Hoffnungen bewähren sich während des
Winters 1853, nicht oder doch nur sehr theilweise.]
„ Gesetzgeb. Körper: Debatte über die Compagnie transatlantique,
eine der Unternehmungen der Pereire. Rouher sucht diese Anfangs
zu schützen, muß sie aber gegen die heftigen Angriffe Pouyer-Quer-
tier's und die Mißstimmung der Kammer fallen lassen. Schließlich
wird aber die Kammer doch wieder gefügig und nimmt den Gesetz-
entwurf unter Verwerfung sämmtlicher Zusatzanträge mit 172 gegen
26 Stimmen an.
Es handelt sich darum, der Zahlungsfähigkeit der fraglichen Compagnie
mittelst neuer Staatssubventionen unter dem Vorwand einer neuen Linie
Panaméá-Valparaiso abzuhelfen. Die Compagnie gerieth in ein Deficit von
etwa 17 Mill. Fr. und in eine systematische Fälschung ihrer Finanzzustände.
Wenn das Gesetz über die neuen Staatssubventionen bis zur nächsten Session
verschoben wird, so geräth die Compagnie in die größte Verlegenheit, dring-
lichen und unaufschiebbaren Zahlungsverbindlichkeiten im Betrage von mehr
als 11 Mill. Fr. nachzukommen. Die allgemeine Meinung ist, daß die seit