Eine Gegend, wo wir sie hätten hinsenden
können, um sich mit einem bildsamen Volk niederer
Kulturstufe zu vermischen und dieses zum Deutsch-
tum emporzuziehen, wie im Mittelalter unsere
östlichen Nachbarn, gibt es heute nicht mehr.
Wie aber, wenn wir diese Kulturschicht über einer
niederen Rasse als Erzieher= und Herrenstand an-
siedeln, ein überseeisches Deutschland schaffen,
und die jetzt vergeudete Volkskraft für uns zu-
sammenhalten und dem nationalen Tätigkeitsdrang
ein unabsehbares neues Arbeitsfeld bieten?
Dazu aber gehört Weltpolitik, Seepolitik und
Flotte.
Von dieser neuen Aufgabe, die die Idee einer
deutschen Kolonialpolitik dem deutschen Wesen
stellte, hatte Bismarck und Bismarcks Zeit noch
keine Vorstellung und konnte sie noch nicht haben.
Grundsätzlich verzichtete der Staat damals
darauf, sich die Kinder des Volkes, die die Heimat
verlassen hatten, festzuhalten. „Gibt es ein zweites
Volk auf der Welt,“ schreibt Paul Rohrbach*),
„dessen Regierung es über sich gebracht hätte,
Hunderttausenden von Volksgenossen im Ausland
*) Der deutsche Gedanke in der Welt, S. 60.
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