um sich von neuem mit der alten Fruchtbarkeit
zu bedecken. Wenn Deutschland die Hand reicht,
wird die Erstarrung, die jetzt über jenen Gefilden
liegt, sich lösen. Konstantinopel, Damaskus, Je-
rusalem, Mekka, Mossul, Bagdad — das Reich des
Sultans ist groß: es bedarf unser zu seiner Er-
hebung; wir bedürfen seiner, weil wir eine Auf-
gabe haben müssen. Die Aufgabe ist keineswegs
leicht. Der Islam und die europäische Kultur sind
einander in ihren Grunderscheinungen so schroff
entgegengesetzt, daß man theoretisch an einem Aus-
gleich fast verzweifeln möchte. Wäre der Musel-
mann bloß rückständig dem Europäer gegenüber,
so könnte man hoffen, ihn mit einigem Schieben
vorwärts zu bringen. Er ist aber nicht bloß rück-
ständig, sondern er ist zugleich dem Europäer,
nicht bloß dem Levantiner, sondern auch dem
wirklichen Europäer in mancherlei Tugenden über-
legen*). Diese Tugenden machen ihn uns sym-
pathisch, sie erwecken die Hoffnung, daß ein so
tüchtiger Kern, so tapfere, ehrliche, würdige
Männer mit den Ideen Europas in Berührung
*) Jäckh, Der aufsteigende Halbmond. Stuttgart, Deut-
sche Verlagsanstalt.
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