— 31 —
59. Hm Brunnen vor dem Thore.
1. Am Brunnen vor dem Thore, Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt in seinem Schatten So manchen süßen Traum;
Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog
in Freud und Leide :: Zu ihm mich immer fort.
2. Ich mußt auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkeln Die Augen zugemacht; Und
seine Jweige rauschten, Als riefen sie mir zu: Komm her zu
mir, Geselle, 2 Hier findst du deine Ruh. „
3. Die kalten Winde bliesen Mir grad in's Angesicht, Der
Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht. Nun bin
ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort, Und immer
hör ich's rauschen: 2: Du fändest Ruhe dort. „
Wilh. Müller. f 1827.
60. Un der Saale hellem Strande.
1. An der Saale hellem Strande Stehen Burgen stolz und
kühn; Ihre Dächer sind zerfallen, Und der Wind streicht
durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.
2. Zwar die Ritter sind verschwunden, Nimmer klingen
Speer und Schild; Doch dem Wandersmann erscheinen Auf
den altbemoosten Steinen Oft Gestalten zart und mild.
3. Droben winken schöne Augen, Freundlich lacht manch
rother Mund, Wandrer schaut wohl in die Ferne, Schaut
in holder Augen Sterne, Herz ist heiter und gesund.
4. Und der Wandrer zieht von dannen, Denn die Abschieds-
stunde ruft. Und er singet Abschiedslieder, Lebewohl tönt ihm
hernieder, Tücher wehen in die Luft. Franz Kugler. 1 1868.
61. RKus der Jugendzeit.
1.:: Aus der Jugendzeit, 2 Klingt ein Lied mir immer-
dar; :: O, wie liegt so weit, 2 Was mein, was mein einft
war. := Was die Schwalbe sang, :: Die den Herbst und
Frühling bringt, 2 Ob das Dorf entlang, :2 Das jetzt noch
ingt?