Full text: Wörterbuch des Deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. Erster Band. A bis F. (1)

den Anspruch auf Ersatz des nachweisbaren Scha- 
dens geltend zu machen, kann nach dem preuß. 
G von 1880 der Geschädigte verlangen, daß im 
Strafverfahren die Verpflichtung des Schuldigen 
zum Ersatze des Wertes des Entwendeten — un- 
beschadet eines weitergehenden Schadensersatz- 
anspruchs — nach Art ciner Buße (vgl. unten § 4) 
ausgesprochen (§* 68) oder bei Weidefreveln, daß 
ein gesetzlich bestimmtes Ersatzgeld von der Pol- 
Behörde festgesetzt werde (88 69, 75). Aehnliche 
Bestimmungen enthält das sächs. G von 1909 
(58 64, 35 ff). Einen Anspruch auf Ersatzgeld bei 
Weidefreveln ohne den Nachweis eines Schadens 
gibt auch das bayer. Feldschadensch (a 1—5, 
13). Nach dem elsaß-lothr. F. Stre kann der 
Geschädigte bei Verzicht auf den Schadensersatz- 
anspruch eine im Strafverfahren festzusetzende 
Buße bis zum Betrage von 100 Mk. verlangen (15). 
II. Das deutschrechtliche Institut der Pfändung 
als eines Aktes der Selbsthilfe, der dem Beschä- 
digten die Befriedigung wegen seiner Ersatzforde- 
rung und den Beweis des begangenen Frevels 
sichern soll, hat sich auf dem Gebiete der F. bis 
zur Gegenwart erhalten und ist auch durch das 
B# nicht beseitigt, das zwar selbst, abgesehen 
von den Vorschriften der &# 229—231 über 
Selbsthilfe, keine Bestimmungen über Pfändungen 
enthält, die landesgesetzlichen Vorschriften aber in 
weitem Umfang aufrecht erhält (a 89 E z. Be(#y). 
Von besonderer Bedeutung ist hier die Pfändung 
von Vich. Diese ist im preuß. G von 1880 in den 
&& 77—87 näher geregelt. Der Pfändende hat 
binnen 24 Stunden der Ortspolizeibehörde von 
der Pfändung Anzeige zu machen, und diese erläßt 
einen Bescheid über die Aufrechterhaltung oder 
Aufhebung der Pfändung, gegen den innerhalb 
2 Wochen Klage beim 
werden kann. In dem Bescheide ist über die Art 
der ferneren Verwahrung der gepfändeten Stücke 
Bestimmung zu treffen (88 80, 82, 81: S51 LV0). 
Aehnliche, aber in Einzelheiten abweichende Bestim- 
mungen enthalten das baver. F. Sch.G (a 6—12), 
das sächs. F. u. F. StrE# # 41—46 und das elsaß- 
lothr. F. Sto (5§ 42—46). Die Vorschriften über 
die Pfändung anderer Gegenstände als Vieh sind 
in einigen Staaten durch die AG z. BGB ganz 
oder teilweise beseitigt, so in Preußen durch a 89 
Nr. 1b und 3 und in Hessen durch a 286 1 Nr. 11 à.8 
Auch in Sachsen ist sie nicht mehr zulässig, da das 
Forst- und Feldstrafgesetz nur die Pfändung von 
Tieren kennt und die Vorschriften der 88 488ff 
sächs. BG#B ausdrücklich aufgehoben sind (§ 41, 
5* 74 Abs 2). Im übrigen ist es bei den bisher 
geltend gewesenen Bestimmungen verblieben. 
IIII. Die Sicherung der Grundstücks- 
grenzen ist gleichfalls ein wichtiger Gegenstand 
der F.Gesetze. Die Beseitigung oder Verrückung 
von Grenzzeichen ist, wenn sie in der Absicht ge- 
schieht, einem anderen Nachteil zuzufügen, reichs- 
gesetzlich als Vergehen strafbar (St B 5 274 Nr. 2), 
die F.Gesetze stellen eine solche Handlung allge- 
mein unter Strafe (z. B. preuß. G von 1880 
5#30 Nr. 3 sächs. G v. 1909, §+ 15 Nr. 3: elsaß- 
lothr. F Stre:s 26 Nr. 2). Zivilrechtlich bestimmt 
&# 919 B n, daß jeder Eigentümer eines Grund- 
stücks von dem Eigentümer des Nachbargrund- 
stücks verlangen kann, daß er zur Errichtung oder 
Wiederherstellung fester Grenzzeichen mitwirkt, 
wobei, wenn die richtige Grenze nicht zu ermit- 
  
–....-... w .[- S S. —— — — . 
Kreisausschuß erhoben 
  
Feldpolizei 765 
––.. — —. —ffl„ ÚÜR Ô — — — — — — 
— —. — 
teln ist, 9 920 BoeB Anwendung zu finden hat. 
Die Art der Abmarkung und das Verfahren be- 
stimmen sich nach den Landesgesetzen (5§919 Abs 2). 
In den meisten süddeutschen Staaten hat sich die 
Gewohnheit erhalten, daß besondere Gemeinde- 
organe (Feldgeschworene, Steinsetzer, Untergänger 
in Württemberg) bestellt werden, die gesetzlich zur 
Vornahme der Vermarkung allein befugt sind 
(Bayern G v. 16. 5. 68, Baden G v. 12. 4. 54, 
Clsaß-Lothringen G v. 31. 3. 84). In Preußen 
besteht eine derartige Einrichtung nicht, die be- 
treffenden Vorschriften des ALR (1 17 FK 362 
bis 371) decken sich im wesentlichen mit der ge- 
meinrechtlichen actio finium regundorum. 
§ 4. Verfahren und besondere Organe für 
den Feldschutz. Durch § 3 EcsG#z. St PO ist 
die Landesgesetzgebung ermächtigt, anzuordnen, 
daß (Forst= und) Feldrügesachen durch die Amts- 
gerichte in einem besonderen Verfahren verhan- 
delt und entschicden werden. In einzelnen Staa- 
ten, z. B. in Sachsen (Forst und F. Straf“ § 52) 
ist die Entscheidung landesgesetzlich den Amtsge- 
richten ohne Zuziehung von Schöffen übertragen. 
In Preußen, Hessen und Elsaß-Lothringen gelten 
allgemein die Vorschriften über das Verfahren vor 
den Schöffengerichten (preuß. G von 1880 é 55:; 
hess. Verfahrens G v. 1879/190|1, elsaß-lothr. F.- 
StrG & 39), auch für die sich als Vergehen gquali- 
fizierenden F. Kontraventionen (preuß. G v. 1880 
& 53: elsaß lothr. F. Strch § 39). Die Befugnis 
der Pol Behörden zur vorläufigen Straffestsetzung 
(vgl. z. B. preuß. G v. 23. 4. 83 — GS 65 —) 
bleibt dabei unberührt. Soweit die Landesgesetze 
die Zuerkennung einer Buße an den Verletzten zu- 
lassen, sind für das Verfahren die Vorschriften der 
St PO (8 443—445) maßgebend. 
Für den Feldschutz werden von den Gemeinden 
besondere Organc bestellt, Feldhüter, Flur- 
schützen, die vereidigt werden und den Charakter 
von Pol Beamten haben. Ihre Anstellung bedarf 
in Preußen der staatlichen Bestätigung (G von 
1880 88 62ff). 
Quellen: Preuß. Feld- und Forstpolizei G v. 1. 4. 80 
(GO 230) und F.O v. 1. 11. 47 (GS 376); bayer. Feld- 
schadens G v. 6. 3. 02 (GBBl 99), PolStGn v. 26. 12. 71 
(GBl 9) a 111—12:, u. G, betr. Vermarkung d. Grund- 
stücke, v. 16. 5. 68 (GBl 573), ebgeändert durch a 156 des 
As z. BUl v. 9. 6. 99, G v. 30. 6G. 00 über die Abmar- 
kung der Grundstücke; sächs. Forst= und Feldstraf G v. 26. 
2. 09 (GVBl 277); württemberg. Pol StGn v. 27. 12. 71 
(Reg Bl 391) c0 33—37, 40, abgcändert durch Gv. 12. 8. 79 
(ReaBl 153) und G über Ausübung der Weiderechte v. 26. 
3. 73 (Reg Bl 63); bad Pol St U v. 31. 10. 63 in der Fas- 
sung der Bek v. 20. 11.99 (GVuhl 716) 5(4 143—145; bess. 
Feldstrase v. 13. 7. 04 (Reg Bl 282) und Verfahrens G v. 
10. 6. 79 in der Fassung der Bek v. 21. 10. 01 (Reg Bl 355); 
elsaß-lotdr. Feldpolizeistraf G v. 9. 7. 88 (GBl 73). 
Literatur: Löning 397—406; Meyer? ## 141, 
142; Vaillant, Das Forstrügeverfohren nach dem Rechte 
des Deutschen Reiches und seiner Einzelstaaten, 1908; die 
Kommentare zum preuß. F.G von 1880 von v. Bülow 
und Sterneberg“" (1895) und P. Daude "“ (1900), 
Günther (1880), Eichhorn bbei Groschuff, strafrecht- 
liche Nebengesetze, und Rotering" (1908). Für Boden: 
Buchenberger, Das Recht der Landwirtschaft 1887, 
1895 (bes. Titel 6). Für Elsaß-Lothringen auch Bruck, 
Vogelschutzgesetz" (1910). Hermes (Holtz).
	        
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