Full text: Wörterbuch des Deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. Zweiter Band. G bis N. (2)

  
je nach der zu erwerbenden Lehrbefähigung 1 bis 
4 Jahre und umfaßt die theoretisch-technische, die 
praktisch-technische und die methodische Vorberei- 
tung auf den Lehrerinnenberuf. In Preußen 
müssen die Gewerbeschul- und Handelslehrerinnen. 
außerdem neben der Ausbildung im Seminar 
eine praktische Tätigkeit in Betrieben (Koch= und 
Haushaltungslehrerinnen in größeren Speise- 
anstalten, Schneider-, Wäsche-, Kunsthandarbeits- 
lehrerinnen in Ateliers, Handelslehrerinnen in 
kaufmännischen Geschäften) sowic ein Probejahr 
nachweisen, ehe sic vom Handelsminister die Lehr- 
befähigung für ihr Unterrichtsfach erhalten (Verw- 
Bericht des Landesgewerbeamts 2, 99 ff; 3, 232 ff 
und M l der Handels= und Gew Verwaltung 
Jahrgang 2 Nr. 10 v. 18. 5. 11 S157). 
Die Handelslehrer werden vielfach ane den 
Handelshochschulen ausgebildet (siehe unten 8 12). 
Die wichtigsten gewerblichen 
Lehranstalten. 
§+ 7. Banugewerkschulen sind Fach Sch, die 
a) Baugewerbetreibenden, die sich zu Bangewerks- 
meistern oder Bauunternehmern ausbilden wol- 
len, insbesondere Maurern, Zimmerern und 
Steinmetzen, Gelegenheit zur Aneignung der- 
jenigen theoretischen Kenntnisse und Fertigkeiten 
im Zeichnen und Entwerfen geben, die zur selb- 
ständigen Ausübung ihres Berufs notwendig sind; 
b) hoch= und tiefbautechnische Hilfskräfte für das 
Bureau und den Bauplatz (Bauzeichner und Bau- 
führer) heranbilden; c) zu den mittleren techni- 
schen Laufbahnen bei den Regierungs-, Militär-, 
Eisenbahn-, Kommunal-(Provinz-, Kreis-, Ge- 
meinde-)Behörden vorbereiten. 
Die BaugewerkSch gliedern sich in Hoch= und 
Tiefbau-Abteilungen, haben entweder das ganze 
Jahr hindurch oder nur im Sommer Unterricht 
und beanspruchen zur Erreichung des Lehrzieles 
4—6 Semester, die entweder hintereinander oder 
auch mit Unterbrechungen absolviert werden kön- 
nen. Der Lehrplan erstreckt sich auf: Deutsch, 
Geschäfts= und Gesetzeskunde, Rechnen, Algebra, 
Planimetrie, Stercometrie und Trigonometrie, 
Gewerbliches Unterrichtswesen (Baugewerkschulen, Metallindustrie) 
— — —„ — 
Naturlehre, Baustofflehre, Feldmessen und Nivel- 
lieren, Projektionslehre, Statik, Baukonstruktions- 
lehre, Bauzeichnen, Hochbaukunde und Baupoli- 
zei, Entwerfen von Hochbauten, Gestaltungslehre, 
Freihandzeichnen, Veranschlagen und Bauführung. 
Zur Aufnahme in die unterste Klasse ist in der 
Regel erforderlich die Vollendung des 16. Lebens- 
jahres, die Beherrschung des Lehrstoffes einer 
mehrklassigen Volks Sch und eine vorherige hand- 
werksmäßige Tätigkeit von 12 Monaten. Für 
diejenigen, die diesen Bedingungen nicht genügen, 
können Vorklassen eingerichtet werden. 
Preußen: „Vorschriften über die Einrichtung und 
den Betrieb der preußischen Baugewerkschulen“ v. 1. 6. 08 
(VerwBericht des Landesgewerbeamts 3, 297); Bayern 
„ Schul- und Dienst O nebst Satzungen, Lehrplan und Prü- 
fungsordnung"“" v. 31. 8. 10 (Ml für Kirchen-- und Schul- 
angelegenheiten im Königreich Bavern, Jahrgang 1910 
Nr. 27). 
Die wichtigsten Baugewerkschulen sind: 
Idstein, Barmen-Elberfeld, Essen, Köln, Aachen, Rendsburg 
(Tiefbauschule), Berlin. Mit Ausnahme von Verlin, das 
städtisch ist, sind alle Schulen Staatsanstalten. 
b) In Bayern: die Bauschulen in München, Kaisers- 
lautern, Würzburg, Augsburg, Nürnberg, Regensburg; 
außerdem bestehen Meisterschulen für Bauhandwerker in 
Bamberg, Aschaffenburg und Trauenstein. 
e) In Tachsen: Chemnitz (als Glied der dortigen „techni- 
schen Staatslehranstalten"), Dresden, Leipzig, Plauen und 
Zittau. 
d) Außerdem bestehen Baugewerkschulen in Stuttgart, 
Karlsruhe, Darmstadt, Bingen, Offenbach, Neustadt und 
Strelitz i. Mecklenburg, Weimar, Holzminden, Gotha, Ko- 
burg, Hildburghausen, Zerbst, Detmold, Hamburg, Bremen, 
Lübeck, Straßburg i. Elsaß. 
Ferner gibt es noch eine größere Zahl von baugewerk- 
lichen Fach Sch, die durch Private und Innungen unter- 
halten werden, die aber in ihren Lehrzielen meist hinter denen 
der staatlichen und städtischen Anstalten zurückbleiben. Auch 
in den Handwerker--, Gewerbe= und Kunstgewerbe Sch, so- 
wie in den größeren Fortb Sch wird Gelegenheit zur Aus- 
bildung der Bauhandwerker, doch in der Regel nur im Fach- 
zeichnen, gegeben. 
§ 8. Fachschulen für die Metallindustrie. 
Sie zerfallen in höhere Maschinenbau Sch, niedere 
MaschinenbauSch und Werkstätten Sch für die 
einzelnen Zweige der Mctall-, insbesondere der 
Eisen-, Stahl- und Bronzeindustrie. Die höheren 
Maschinenbau Sch sollen mittlere technische Bu- 
reaubeamte und Betriebsbeamte für die Ma- 
schinenindustrie und die verwandten Industrie- 
zweige heranbilden, sowic künftigen Besitzern und 
Leitern solcher industrieller Anlagen Gelegenheit 
zum Erwerbe der erforderlichen technischen Kennt- 
nisse geben. Die niederen Maschinenbau-Sch bil- 
den niedere technische Betriebsbeamte (Werk- 
meister usw.) und niedere Burcaubeamte heran 
und vermitteln Besitzern kleinerer Betriebe die 
nötigen Fachkenntnisse, insbesondere die erforder- 
liche Fertigkeit im Zeichnen. Die Werkstätten- 
Fach Sch sind für die Aus- und Fortb von einfachen 
Arbeitern, sowie von Vorarbeitern und selbstäu- 
digen Meistern bestimmt. 
Die wichtigsten Fachschulen 
Metallin dustrie sind: 
a) In Preußen: Koln, Dortmund, Elberseld.Barmen, 
Magdeburg, Aachen, Altona, Breslau, Hagen i. W., Han- 
nover, Posen, Stettin, Kiel, Duisburg, Gleiwitz, Esien, 
Görlitz, Frankfurt a. M., Iserlohn, Siegen, Remscheid, 
Schmalkalden, Solingen und Graudenz lüber die Crganisa= 
tion siehe im einzelnen die Vorschriften des Handele Min v. 
5. 11. 07, Verw Bericht des Landesgewerbeamtes 2, 355). 
b) In Bayern: Würzburg, Ansbach, Kaiserslautern, 
Landshut, Nürnberg. 
e) In Zachsen: Maschinenbauabteilung der technischen 
Lehranstalten zu Chemnitz, die Technika zu Hainichen, Lim- 
für die 
bach, Mittweida, Riesa und die Ingenicur Sch zu Zwickau, 
a) in Preußen: Königsberg i. Pr., Dl.-Krone, Frank 
surt a. O., Stettin, Posen, Breslau, Görlitz, Kattowitz, 
Magdeburg, Erfurt, Eckerförde, Nienburg, Hildesheim, 
Buxtehude, Münster i. W., Höxter, Kassel, Frankfurt a. M., 
die Schlosser Sch zu Roßwein und die Fach Sch für Blech- 
bearbeitung und Installation in Aue. 
4) Außerdem bestehen Fach Sch für Metatlindustrie in 
Kartsruhe, Stuttgart, Offenbach, Bremen, Hamburg, Straß- 
burg i. Elsaß, Weimar. 
8 9. Textilschulen, Fachschulen für die Be- 
kleidungs= und Lederbearbeitungsgewerbe. Hier- 
her gehören die Spinnerei-, Weberei-, Färberei-, 
Appretur-, Stick-, Spitzen-, Konfektions= und 
ähnlichen Schulen. Die ersten Fach Sch für Textil- 
industrie waren SpinnsSch, die im achtzehnten 
Jahrhundert und in der ersten Hälfte des neun-
	        
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