712
Landesgrenze — Landesherr
Erleichterung in der wechselseitigen Hilfe bei
Wassers= und Feuersge fahr ist zwi-
schen Preußen und Oesterreich verabredet (vgl.
MinErklärung v. 27. 2. 64, GS 107); zwischen
Bayern und Oesterreich vgl. Krais 1, 131.
Personenstand, Kirchen= und
gulangelegenheiten. Innerhalb der
GPfarreien, deren Bezirk sich in das Ausland er-
streckt, ist für diesen Teil des Bezirkes das frühere
Recht erhalten geblieben (# 75 Personenst.Gv.
6. 2. 75, EG z. BGB a 46 V) I/ Kirchenbücher
S 5231. Verbindungen für Kirche und Schule
bestehen namentlich noch in den GBezirken zwi-
schen den deutschen Einzelstaaten; ihre Auflösung
wird jedoch angestrebt, z. B. Vt Preußen-Sachsen
v. 20./21. 2. 05 (pr. GS 351).
#66. Der Staatsdienst im Grenzbezirke. Die be-
sondere Ordnung und die Zusammendrängung des
Verkehrs an der G erfordert eine Ausdehnung der
Obliegenheiten und Befugnisse der Behörden und
Beamten und die erweiterte Verstattung eines un-
mittelbaren Verkehrs der beiderseitigen Amtsträger.
An wichtigeren Uebergangsstellen, namentlich
an den großen GBahnhöfen sind besondere
GpPolBeamite stationiert, in der Regel als Organe
der Landes Pol Behörde, so in Preußen die „Grenz-
kommissariate“ (Eydtkuhnen, Schmalleningken,
Prostken, Illowo, Thorn, Beuthen O.-S., Lub-
linitz, Emmerich) und der Bezirkskommissar in
Herbesthal (Aachen), in Sachsen die G PolKom-
missare in Bodenbach und Zittau. Ueber die
Aufgabe der Gendarmerie vgl. oben S 178.
Wegen des Waffengebrauchs J besond. Artikel.
Die örtlichen Organe des Sicherheitsdienstes
(z. B. im Uebernahmeverfahren), des Zolldienstes
und der Verkehrszweige (Eisenbahn, Post) werden
für ihre Dienstverrichtungen oft zusammenwirken,
namentlich einander Mitteilungen machen, Be-
obachtungen austauschen und zu diesem Zwecke
die G überschreiten müssen. Hierbei genießen sie
eies Geleit (X/II 381. Einschränkende Anwen-
ungsfälle: Vt mit der Schweiz v. 5. 12. 96 a VI
(Rol 1897, 195) und v. 16. 8. 05 a 8, 9 (REBl
1906, 349). Nur kraft besonderen staatlichen Ab-
kommens aber (wie für Forstbeamte im deutsch-
französ. G Protokoll v. 26. 4. 77 a XV, XIX;
Martens, recueil des traites II. s. t. 2, 222)
sind sie befugt, jenseits der G selbst amtliche Ver-
richtungen vorzunehmen (/ Nacheile und oben
4 1. II 21. Besonders deutliche Abwehr gegen
russische GOrgane im pr. Min E v. 21. 12. 95
und 7. 10. 07. Zur Erleichterung und Sicherung
des Zolldienstes sind G Zollämter zuweilen in das
Gebiet des anderen Teils gelegt; vgl. Schluß-
protokoll zu a 8 des deutsch-österr. Handels Vt
und die Vt mit der Schweiz v. 1896 und 1905.
Das deutsch-österreichische Kartell gestattet sogar
jedem Teile, auf die im Gebiete des anderen
Teils abgehaltenen Märkte geeignete Organe zur
Beobachtung des Schleichhandels zu senden und
das Viehseuchenübereinkommen mit Oesterreich
(a 6) räumt den Kommissaren beider Teile das
Recht ein, Erkundigungen in dem Gebiete des
anderen Teils einzuziehen. noch Zigenner.
Den preußischen VerwBehörden an der G ist
ein unmittelbarer Verkehr mit den benachbarten
Provinzialbehörden gestattet (Ziff. 2 Rund Erl "
Min Inn v. 10. 6. 94, MBl 102). Wegen der
Justizbehörden # Rechtshilfe.
&
S
—–—
Literatur: Eine erschöpfende juristische Einzeldar-
stellung fehlt. Die einschlagenden Ausführungen finden sich
zumeist in den Systemen des Staatsrechts und des Bölker-
rechts unter „Staatsgebiet, Gebietshoheit“. Einzelne An-
gaben im Texte, besonders zu 1 2 II (Gebietsbestand der
deutschen Staaten), 3 3 II (Grenzgewässer), 3 4 I, III (Kon-
dominate, Wirkungen der Grenzänderung).
Fricker, Gebiet und Gebietshoheit, 1901; Heil-
born, System des Bölkerrechts, 1896 S5—58; v. Holt-
bendorff Bf2, 1887 13 47, 48;: Jellinek, Allgem.
Staatslehrer 1005, 381 f; E. Kaufmann, Auswär-
tige Gewalt u. Kolonialgewalt in den B. St. v. Amerika
1908, 99; Laband! 1 1½ 22—24; v. Liszt, B#-
4# 9, 10; v. Ullmann, 3= 8 91, 89; Gustav Lip.
pert, das intern. Finanzrecht 1912 191 (nach Abschluß
des Druckes eingesügt).
Bornhak, Preuß. Staatsrecht“, 1911 1, # 89, 40;
v. Rönne-Zorn 1 # 11; Anschüt, Verfassungsur-
kunde f. d. preuß. Staat 1912 I1 70 f. (konnte noch nicht
berücksichtigt werden); Seydel St### 1, 1884 E 12,
191, 629; Krais (Henle), HB d. inneren Verwaltung des
diesrhein. Bayern“ 1, 1897, 129 Otto Mayer, Stss
d. Kar. Sachsen, 1909 f6; v. d. Mosel, HWB d. sächsischen
EIIIEILIIIIIIIIII
temberg, 1908 3 3; Walz, Stä d. Großh. Baden, 1906;
Küchler (Braun-Weber), Verfassungs-- und Berwäecht
d. Großh. Hessen, 18946, 1, 93; 2, 245; W. van Calker,
St. d. Großh. Hessen, 1913, c## 6—7.
Aus Anlaß von Grenzstreit fällen wertvolles
Material: Rich. Schröder, Rechtsgutachten über die
staatl. Hoheitsrechte an der Trave usw., 1887 (Neue
Heidelberger Jahrbücher I 1891); Frhr. v. Heintze,
Die hoheits= und privatrechtlichen Ansprüche von Meck-
lenburg-Strelitz in bezug auf den Rateburger See (urch
des Vereins für die Geschichte des Herzogt. Lauen-
burg Bd. 8 Heft 3 S 1—95); Bictor Korn, Der Streit
um das Meerauge zwischen Oesterreich und Ungarn, 1908;
auch Louis B. Barela, La Républlque Argentine et le
Chlli, blstolre de la demarcation de leurs frontleres depuls
1843 fusqu'à 1899 (2 Bände 1899).
Fr. Ratzel, Der Staat und sein Boden, 1896 (Abhandl.
der Kal Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften Bd. 39);
Politische Geographie 1897, 6. Abschnitt; Helmol t, Ent-
wicklung der GLinien aus dem GSaume im alten Deutsch-
land (Oistor. Jahrbuch 17, 1896 S 235—2646); Jac.
Grimm, Deutsche Gültertümer (Rede 183483) in den
„Kleineren Schriften“ 2, 1865 S 30—76.
Sleischmann.
— — —
Landesherr (Staatsoberhaupt)
A. Rechtliche Stellung des Landesherrn.
1 1. Als Träger der Staatsgewalt. #3 2. Als oberstes Organ
für die Ausübung der Staatsgewalt. Allgemeine Grundsätze.
1 3. Stellung in bezug auf die Ausübung der verschiedenen
staatlichen Funktionen. ## 4. Insbesondere als oberstes Ber-
waltungsorgan. 1 5. Die persönlichen Rechtsverhältnisse.
8. Erwerb und Verlust der rechtlichen
Stellung des Landesherrn. I. Erwerb
(Thronfolge). 1/6. Rechtliche Natur und Rechtsquellen.
7 7. Die Thronfolgefähiekeit. 3 8. Die Thronfolgeordnung.
9. Außerordentliche Thronfolge. 1 10. Thronansall und
Regierungsantritt. — II. Berlust. 3 11.
A. Rechtliche Stellung
1. Als Träger der Staatsgewalt. Alle Glied-
staaten des Deutschen Reichs, mit Ausnahme der