Full text: Wörterbuch des Deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. Zweiter Band. G bis N. (2)

  
916 
Museen 
  
I. Preußen. In Staatsverwaltung stehen: 
1. die Kgl Museen in Berlin (Statut v. 25. 5. 68, 
Uß8l 588; Best. über die Stellung der Abtei- 
lungsdirektoren und über die Verwendung der 
sächlichen Fonds der M. v. 13. 11. 78, UBBl 654). 
Dahin gehören: a) das alte (1830) und das damit ver- 
bundene neue (1855) M. (Abteilungen: Sammlung der 
antiken Bildwerke und Eipsabgüsse, Antiquarium, Kupfer- 
stichkabinett, Sammlung der ägyptischen Altertümer); 
b) das. Kaiser-Friedrich-M. (1904; Abteilungen: Sammlung 
von Bildwerken und Abgüssen des christlichen Zeitalters, 
Gemäldegalerie, Islamische Abteilung, Münzkabinett); 
c) die Sammlung der vorderasiatischen Altertümer (selb- 
ständige Abteilung). Eine Neuverteilung der Sammlungen 
alter Kunst auf die nach Messel's Plänen z. Z. im Bau be- 
findlichen Gebäude eines Antiken, Deutschen- und Vorder- 
asiatischen M. steht bevor (uvgl. Jahrb. der Kal Preuß. Kunst- 
sammlungen 1910, 59 ff mit näheren Angaben). 
Die Verwaltung der Kgl M. geschieht seitens 
der Generalverwaltung der Kgl M. mit einem 
Generaldirektor an der Spitze, dem die Befugnisse 
des Vorstandes einer Provinzialbehörde zustehen. 
An der Spitze jeder der genannten 9 Abteilungen 
steht ein Direktor, ihm zur Seite außerdem eine 
Sachverständigenkommission (§5 8 Best. v. 13. 11. 
78), die über Ankäufe und Herstellung von Samm- 
lungsgegenständen, Ausscheidung und Veräuße- 
rung von Dubletten zu entscheiden hat. 
Der Generalverwaltung sind ferner unterstellt: d) das 
M. für Völkerkunde (1886), ebenfalls mit 2 Sachverständigen- 
kommissionen, U#Bl 1903, 326; 1909, 66; e) das Kunst- 
gewerbe M. (1867 von Privaten als „Deutsches Gewerbe- 
Museum“" gegründet, u 3Bl 1879, 548; seit 1. 4. 85 Staats- 
eigentum. Auch hier besteht ein Beirat, U 8BI 1904, 359). 
2. Die Nationalgalerie in Berlin (1861); mit 
der Aufgabe, hervorragende Werke der Bildhauerei 
und Malerei des 19. Jahrhunderts zu sammeln. 
Auch sie war vorübergehend der Generalverwal- 
tung der Kagl M. unterstellt, untersteht aber jetzt 
direkt dem Min (Ue Bl 1896, 247 und 1910, 268); 
3. Rauch M. in Berlin; 4. Nordsee M. auf Helgo- 
land; 5. Saalburg M. bei Homburg v. d. H.; 
6. das Kgl M. und die Kgl Gemäldegalerie in 
Kassel (verwaltet von der Regierung zu Kassel); 
7. M. des mitteldeutschen Kunstgewerbevereins 
und das Handels M. zu Frankfurt a. M. (verwaltet 
von der Regierung zu Wiesbaden). 
Alle diese Anstalten stehen im Ressort des 
Kultus Min. Diesem zur Seite steht die alljährlich 
zu berufende sog. Landeskunstkommission, 
die über die Verwendung des im Etat bereitge- 
stellten Fonds zum Ankauf von Kunstwerken für 
die Nationalgalerie sowie zur Förderung der 
monumentalen Malerei, der Plastik und des 
Kupferstiches Entscheidung zu treffen hat (Zu- 
sammensetzung für 1912 vgl. Uß Bl 1911, 3). 
Im Ressort des Min öl steht das Verkehrs= und 
Bau M. in Berlin, das einer vom Min eingesetzten 
Kommission für die Angelegenheiten dieses M. 
unterstellt ist. Die Zeughaus-Verwaltung steht 
1879, 187). Das Post M. in Berlin ist eine Reichs- 
anstalt im Ressort des Reichspostamtes. 
Nach dem Beispiele Napoleon!l. gibt der preu- 
hische Staat Gemälde und Kunstwerke der Gale- 
rien der Hauptstadt an die Provinzial- 
sammlungen zeit= und leihweise ab (Regl v. 
14. 5. 84, Ausf. Regl v. 3. 6. 84; ausgedehnt auf 
die Nationalgalerie, U ZBl 1897, 306 ff). Darüber 
  
hinaus unterstützt der Staat die Bestrebungen 
der Provinzen, selbständige Provinzial M. zu grün- 
den, hat auch in einzelnen Fällen bestehende 
Sammlungen den Provinzen zur selbständigen 
Verwaltung übertragen. Die Uebertragung auf 
die Provinzen entspricht der im § 4 Ziff. 6 A# 
um Dotations G v. 8. 7. 75 (GS 497) ausge- 
sprochenen Absicht. In diesem Sinne sind in 
Danzig, Breslau (VerwO v. 17. 3. 09), Halle 
(vgl. Plan im Anl der Prov. Sachsen 1877 Nr. 15 
und 1908 Nr. 15), Stralsund, in Trier und Bonn- 
(Regl v. 1. 8. 85, 3. 12. 90, 13. 3. 91), Hannover 
(1. 1. 87), Kiel (Thaulow M.), Münster (17. 3. 08), 
Posen (Kaiser-Friedrich M. mit Satzung v. 15. 3. 
99) Provinzial M. eingerichtet worden oder M. 
auf die Provinzialverwaltung übergegangen. 
Von städtischen Sammlungen sind nennens- 
wert die in Aachen, Berlin (Märkisches Provin- 
zial —. und Deutsches Entomologisches M.), Bres- 
lau, Köln, Krefeld, Danzig, Düsseldorf, Elbing, 
Emden, Erfurt, Flensburg, Frankfurt, Görlitz, 
Halle, Hildesheim, Kiel, Königsberg, Magdeburg, 
Mainz, Nordhausen, Osnabrück, Quedlinburg, 
Stettin, Torgau. 
II. In Bayern stehen im Ressort des Min- 
Inn für Kirchen- und Schulangelegenheiten, dem 
die Generalkommission der Kunst- 
sammlungen des Staates zur Seite steht: 
1. Das General-Konservatorium der wissen scha ft- 
lichen Sammlungen. Ihm sind unterstellt: vas 
Antiquarium, M. für Gipsabgüsse klassischer Bildwerke, das 
botanische M., das ethnographische M., Münzkabinett sowie 
die paläontologische, anthropologisch-prähistorische, geologi- 
sche, mineralogische und physikalisch-metronomische Samm. 
lung. 2. Die Direktion der staatlichen Galerien; 
von dieser werden verwaltet: die Alte Pinakothek in Mün- 
chen: die Filialgalerien in Schleißheim, Augsburg, Ausbach 
(Schloß), Aschaffenburg (Schloß), Burghausen (Schloß), 
Erlangen (Universität), Bamberg (Schloß), Nürnberg (Ger- 
manisches M.), Speyer (Pfälzisches M.); die staatlichen 
Bilder in der Neuen Pinakothek zu München, in der Uni- 
versitätsgalerie zu Würzburg, in der städtischen Galerie zu 
Bamberg (Michaelsberg) sowie die übrigen in das Inven. 
tar der Staatsgalerien eingetragenen Bilder in den Depots, 
Kirchen, Ministerien, Gesandtschaften, öffentlichen Gebäu- 
den usw. 3. Die Graphische Sammlung. 4. Das Banerische 
NationalM. (1867, mit reichen kulturhistorischen Samm- 
lungen). 5. Das Germanische NationalM. in Nürn- 
berg (seit 1853), das eine Stiftung mit Zuschüssen des 
Reiches, einzelner Regierungen und Städte vdarstellt und 
unter Oberaufsicht der bayerischen Reglerung steht. 
Unter der Administration des Vermögens des 
Königs Otto stehen die Glyptothek (1830) und 
die Neue Pinakothek in München, im Ressort des 
Kriegs Min das Armee M. in München und im 
Ressort des Staats Min des Kgl Hauses und des 
Aeußern das Arbeiter M. in München. 
Der Bestand der Sammlungen ist z. T. Staats- 
eigentum z. T. gehört er, und zwar insonderheit 
Zeu soweit es sich um die in der Neuen Pinakotbek 
unter dem Kriegs Min (Kab O v. 12. 4. 79; A#Bl « 
untergebrachten, nicht dem Staate gehörigen Bil- 
der handelt, zum Schat der Krone. Die Schack- 
sche Gemäldegalerie in München, ein 
Vermächtnis des 1894 gestorbenen Dichters 
Grafen Ad. v. Schack (wertvolle Sammlung von 
Böcklin und Feuerbach), ist Eigentum des Deut- 
schen Kaisers. 
Gründungen neuesten Datums sind ferner: 1. das unter 
Oberaussicht der Staatsregierung stehende Deutsche M. von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.