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richtete der König an einen Grenadier, Arnold mit Namen, der in strammer
Haltung vor seinem Schranke stand, die wohlwollende Frage: „Nun,
mein Sohn, wie gefällt es Dir denn hier?“ Der Befragte war weder
auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen, und antwortete darum un—
befangen: „Sehr gut, Eure Majestät, nur — ein bissel weiter in die
Stadt haben wir es jetzt!“ Der König lächelte und meinte begütigend:
„Na, das ist nicht so schlimm!“
Damit wäre für jeden andern das Gespräch beendet gewesen, nicht
aber für den etwas zum Schreckenskind veranlagten Arnold. Zum größten
Entsetzen der Umgebung des Königs, namentlich des Hauptmanns, platzte
er nämlich mit der unerwarteten Entgegnung heraus: „Aber — Majestät,
die Schützen brauchen erst um 1/,11 abends in der Kaserne eintreffen
und wir schon um 10 Uhr!“ Dem für die Erziehung seiner Kom-
panieangehörigen verantwortlichen Hauptmann wurde bei dieser kecken
Rede ganz schwarz vor den Augen und auch die anderen Offiziere waren
wie gelähmt. Doch nur Sekunden währte die beängstigende Stille,
König Albert selbst unterbrach sie durch herzliches Lachen, er klopfte
Arnold auf die Schulter und sagte zu ihm: „Beruhige Dich, mein Sohn,
das wird sich schon einrichten!“ Dann wendete er sich im Gehen zu dem
sichtlich stark verärgerten Hauptmann mit den vielsagenden Worten: „Der
Mann wird aber nicht bestraft, Herr Hauptmann!“
Auch das Gefolge des Königs beurteilte nun die immerhin kecke
Auslassung des Grenadiers mit ebensoviel Nachsicht und Humor wie der
hohe Königliche Herr, und Arnold blieb in der Tat unbestraft für seine
Kühnheit, aber sein Hauptmann hielt ihm später dennoch wenigstens
einen Vortrag über zu beobachtende Formen im mündlichen Verkehr mit
Allerhöchsten Vorgesetzten, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.
63. Der sparsame König.
Wie Kaiser Wilhelm I. war auch König Albert in den Bedürf-
nissen der Kleidung einfach und anspruchslos. Da er, außer zur Jagd,
sehr selten Zivil trug, so war seine Militärgarderobe schon mit Rücksicht
auf die Eigenschaft als Chef von vier sächsischen und sieben nichtsächsischen
Regimentern eine sehr umfangreiche. Doch auch hier durften keine
unnotwendigen Aufwendungen entstehen. Man sieht dies an einem
grauen Uniformmantel, der mit dem Nachlaß des Königs an
militärischen Bekleidungen in der Königl. Arsenalsammlung in Dresden