Full text: Leitfaden der Erdkunde für Mittelschulen

Vorwort. 
Die neue Lehrordnung für die realifitfchen Mittelfejulen im Königreiche Bayern 
von 14. Suli 1907 bedeutet einen wichtigen Abichnitt in der Gefchichte des erdfund- 
fichen Unterrichte3 in unferem Heimatlande. Mit der vrinziviellen YUnerfennung ber 
Beographie al? Erfahrungswillenichaft durch die Einführung der Heimatkunde, ded 
Beländeunterrichtes fowie ausgiebiger Temonftrationen im Lehrfaale jorwie mit der 
Forderung einer genetischen Behandlung der Känderkunde nad) gefchlaffenen Landfdhaiten 
eröffnet fih eine verheißungsvolle Perfveftive für die weitere Entwidlung des erdfunds 
fichen UntertichteS an unferen höheren Schulen. 
Die vorliegende neubenrbeitete Auflage ded „Reitfadens der Geographie 
für Mittelihulen“ verfucht diefen Forderungen geredjt zu werden. Gie baut 
fich aui Der Grundfage breitefter Anfhaulichkeit auf und will den Forderungen 
der Lehrordnung aemähk „eine anfdjaulidie Kenntnis der Oberflähengeftalt der Erde 
und der einzelnen Sandfchsften” geben. 
Tas Buch eritrebt aber zugleich au) eine einjachere Organifation bes 
erbkundlichen Schufwifiens überhaupt. Die zahllofen Einzeltatfadhen der Länder: 
funde vermag der menjihliche Geiit auf die Dauer nicht jeftzuhelten. Die Einzelheiten 
mögen, wenn fie ihre Schuldigkeit getan, d. h. zur Aufjindung von Nülgemeinbegriffen 
gedient haben, mehr oder iveniger wieder der Tergejienheit verfallen, je nad) ber Verz 
anlagung eined Menichen; des Hauvtjählide, dad Allgemeine und für die 
theoretifche wie vraltiiche geogravhiiche Bildung Wertvolle und Wichtige aber fann und 
wird fejtgehalten werden. Daher find in diefem Lehrbude dic Einzele 
talfehen zu UAllgemeintatfaden fummiert und unter leitenden 
Sheen zufammengefaßt worden. 
„Erit durch die gattungsbegrifflihe Auffaffung, welche viele Eigenfdhaften und 
Merkmale in einem Worte oder in eimem Saße zufanmenfaht”, fagt Alired Hettner 
in feiner gedanfenreihen Abhandlung über Mefen und Methoden der Geographie, ift 
eine fcharfe und dabei verhältnismäßig kurze Befchreibung, die im Gedächtnis haftet, 
überhaupt möglid) und damit zugleid; die Grundlage für die auf Vergleidyung bes 
rubende, in Gejepen auslaufende jtrengere Form der Erflärung gefchaffen worden . 
Das Biel ift die möglidhit einfahe und deutlihe Erfenntni3 der 
WVirfligleit. 
In Betracht fommen jür den länderfundlichen Lebrftoff jene Veitideen, die 
eine Perfpektive für die Länders, Wöller- und Exbbetrahtung wie für die Sänder- 
Ie
	        
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