N eben unsagbarer Trauer und grauenhaften Zerr-
bildern hat der Krieg uns des Edlen und Erhabenen
die Sülle gezeigt. Stolz erhebt unser deutsches Dolk
sein haupt vor der Geschichte — denn es hatte das
Schwert geschliffen, um den #rieden zu wahren und
der Feinde zu wehren, nicht um seine Nachbarn zu
schädigen und mit Krieg zu überziehen. Diese haben
es anders gewollt; mögen sie die Solgen tragen! Eine
eiserne Willensklammer eint alle Elieder unseres
Heeres von den obersten Sührern bis zu den einfachen
Soldaten, nicht eher die Waffen niederzulegen, als
bis ein dauernder FSriede unserm Daterlande erkämpft
wurde. Die Feinde haben durch ihr Derhalten gegen
uns jede Rücksichtnahme, jede Regung des weichen
deutschen Gemüts verwirkt; nur unsere zukünftige
Sicherheit, nur unser eigenstes Interesse darf für die
Bedingungen des Sriedensschlusses maßgebend sein.
Dann wird das deutsche wieder das friedlichste der
Dölker sein, wie es dies vor dem Kriege gewesen ist.
Der jetzt in hellem Kriegerzorn entflammte deutsche
Geist wird dann den Werken des Sriedens in Kunst,
issenschaft und Erwerb obliegen, und die Wunden
werden heilen, die der Krieg uns geschlagen hat. Ja,
dieser Krieg wird uns zu einer Q#uelle der Läuterung
werden; Häßliches wird von uns abfallen, in ver-
jüngter Kraft wird Deutschland seine idealen Ziele
wieder aufnehmen und die kommenden Generationen
besseren zeiten entgegenführen.
Geheimrat Dr. Reinke,
Kiel, 9. März 1915. Universitäts-Professor,
Mitglied des herrenhauses.
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