Don dem, was uns band, hat uns der Krieg mit
einem Schlage befreit.
Kuf den Ruf des Daterlandes sehen wir hoch
und niedrig in freudiger Selbstverleugnung zu den
Sahnen eilen; Eigensucht und Eigennutz sind ab-
gestreift, der Einzelne wächst, erhoben durch das ge-
meinsame ziel, weit über sich hinaus, fühlt jetzt, wie
sehr er der Allgemeinheit gehört, nur als Elied des
Ganzen einen Wert hat, begibt sich in straffe zucht
und Entbehrung; die gegenseitige #chtung der Ein-
zelnen wie ganzer RKlassen der Bevölkerung und ihr
Derständnis voneinander steigt; alte Dorurteile werden
gestürzt, und menschlich schöne Eigenschaften, das Mit-
empfinden mit fremdem GElück und TLeid, die Zrüder-
lichkeit, werden wieder gepflegt, wir erleben den zu-
sammenschluß aller Dolksschichten, das Derstummen
aller inneren Gegensätze.
Die Wurzeln solcher sittlichen Kräfte lagen immer
tief in der germanischen Dolksseele; dort haben sie ihre
beste Nahrung aus dem deutschen hause, der Dolks-
schule und der allgemeinen Wehrpflicht, diesen be-
währten Jundamenten unseres Staates, gezogen;
im schweren Wetter unserer -eit treiben sie nun auf
das herrlichste aus.
Doch nur der gerechte Nrieg konnte so ungemeine
Wirkung haben. Bismarcks prophetisches Wort in
seiner wuchtigen Februarrede des Jahres 1888 hat das
vorausgesehen: „Wenn wir in Deutschland einen Krieg
mit der vollen Wirkung unserer Nationalkraft führen
wollen, so muß es ein Krieg sein, mit dem alle, die
ihn mitmachen, alle, die ihm Opfer bringen, kurz und
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