Die Rullenzeit in Ostpreuhen.
Don Generalmajor 3. D. Srhr. v. Gaul.
Mein ununterbrochener lufenthalt von Mitte
Kugust 1914 bis Mitte Sebruar 1015 im Kreise Ragnit
ließ mich die russischen Truppen während ihres zwei-
maligen Eindringens gründlich kennen lernen. Gerade
Beobachtungen hinter der Hront einer Krmee bieten
die beste Gelegenheit, sich von der Dissiplin, den Cha-
raktereigenschaften der feindlichen Offiziere und Mann-
schaften und deren Wesen und Creiben ein treffendes
Bild zu machen. Bei der Größe des russischen Reiches
und der Susammensetzung der Bevölkerung aus so
verschiedenen Stämmen ist es natürlich, daß auch das
beer keinen einheitlichen Charakter trägt, um so mehr,
da das Offizierkorps nach Hbstammung, Bildung und
Erziehung aus ganz verschiedenen Elementen zusam-
mengesetzt ist. Ein drastisches Beispiel gibt hierfür das
Wiedersehen eines russischen Offiziers mit einem Guts-
inspektor. Zuf die Srage dieses Offiziers, ob der In-
spektor ihn denn nicht erkenne, stellte es sich heraus,
daß dieser als Landarbeiter auf dem betreffenden Gute
im Frühjahr gearbeitet hatte. Uur die Gardeoffiziere
waren den höheren Ständen entnommen, in Umgangs-
formen und Erscheinung sehr elegant, jedoch zeigte sich
bei näherer Betrachtung der Kulturfirnis nur wenig
haltbar; den besten Beweis für diese Behauptung haben
wir in den von diesen Offizieren verlassenen, vor
Schmutz starrenden Quartieren gehabt. Kuch die Be-
handlung der Untergebenen durch Knute und Saust-
schläge, mit denen auch die Gardeoffiziere ihren Be-
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