Full text: Das Eiserne Buch.

  
  
schreiten der Entwicklung, sich vieler Herde Sippen 
zusammentaten und so allmählich etwas erwuchs, 
was schon staatengleich die Aneinandergeschlossenheit 
schützte. — Und der herd ist das Sinnbild aller Ju- 
sammengehörigkeit geblieben. Die Irau weiß nicht, 
daß ihre Empfindung aus der Geschichte herauswuchs 
und in fernsten Dorzeiten noch Wurzelfäden hat. Kber 
sie weiß, daß die Stätte, an der sie solange in der Le- 
bensfülle des Friedens wohnte, ihre Gegenwart und 
ihre zukunft bedeutet und daß sie deshalb ihren Sohn 
hinaussenden muß, diesen berd — den zusammen- 
gepreßten Begriff vom Staat — zu verteidigen. In 
einem einzigen schrecklich großen Zugenblick gebar sich 
ihr die Kraft, sich selbst zu vergessen! Ein wunder- 
bares Ahnen ging ihr auf: daß über ihrer eigenen 
Mutterschaft noch eine höhere thront. Sie, die eine 
Mutter, kann leiden, die Söhne dahingeben, sterben, 
es ist nichts! 8ie hat mit ihrem Gram still zu ringen, 
damit er sie nicht niederzwinge, sondern sie aufrecht 
lasse zu tätigem MutI Sie, die einzelne, ist nur der 
Staub in der Wagenspur des Sieges und das Bruch- 
teilchen im Ungeheuren! ber über uns allen steht 
die heilige Gewalt, die nicht geschmälert, nicht zer- 
brochen werden darf, die Mutter aller Mütter: das 
Daterland! 
Rührend und groß bebt hiervon ein Erkennen in 
allen Soldatenmüttern. Die arme rbeiterfrau weiß 
auch, wie durch eine Offenbarung, daß ihre Schwester, 
die Fürstin, genau gleich ihr, nicht zittern darf, daß 
kein Glanz, kein Reichtum von der hingabe des Ciebsten 
befreit — daß auch keine deutsche rau davon befreit 
  
 
	        
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